Kolumne "Zur Sache"

Klimakommunikation der etwas anderen Art auf der COP 26

Kathleen Mar © IASS, Lotte Ostermann

Bei der Weltklimakonferenz in Glasgow werden neben Staats- und Regierungschefs aus aller Welt 20.000 Menschen erwartet, die für eine enorme Vielfalt und Expertise stehen. Vor Ort wird Dr. Kathleen Mar gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen im Rahmen transdisziplinärer Forschung untersuchen, durch welche neuen Kommunikationsformate dieses Potenzial besser genutzt werden kann, um den Übergang vom Reden zum Handeln zu unterstützen.

Ein Editorial von Dr. Kathleen Mar, Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung

Die COP 26 hat soeben begonnen: die 26. UN-Klimakonferenz der Vertragsparteien, die bis zum 12. November in Glasgow stattfindet und zu der 20.000 Teilnehmende erwartet werden. Sechs Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen verhandeln die Länder immer noch über die verbleibenden Details der praktischen Umsetzung des historischen Klimapaktes – einschließlich der Regeln für die Kohlenstoffmärkte und der Berichterstattung, die erforderlich ist, um die nationalen Reduktionsziele überprüfen zu können. Der Erfolg des Gipfels wird auch daran gemessen werden, wie ehrgeizig sich die Staats- und Regierungschefs zeigen, Klimazusagen zu verstärken und Verpflichtungen zur Klimafinanzierung zu signalisieren. 

Außerhalb der Verhandlungsräume findet eine andere COP statt – eine COP, bei der Interessenvertreterinnen und -vertreter aus allen Bereichen der Gesellschaft und aus allen Ecken der Welt unzählige Treffen und Veranstaltungen abhalten, um zu versuchen, die Verhandlungen zu beeinflussen, sich Gehör zu verschaffen und allgemein dazu beizutragen, den Klimaschutz voranzutreiben. Da ich seit 2015 regelmäßig an der COP teilnehme, kann ich aus erster Hand berichten: Es kann aufregend, hektisch und überwältigend sein. Aber die ungeschminkte Realität einer Beobachterin vor Ort (die nicht Teil einer Regierungsdelegation ist) sieht so aus, dass ich meine Zeit damit verbringe, eine Podiumsdiskussion nach der anderen zu besuchen, bis mir der Kopf schwirrt.

Am IASS haben wir uns gefragt, ob es nicht andere Kommunikationsformate gibt, mit denen die unglaubliche Vielfalt und das kollektive Fachwissen der an der COP Teilnehmenden besser genutzt werden können. Wie könnten Diskussionen (außerhalb der Regierungsverhandlungen) strukturiert werden, um über den Informationsinput hinauszugehen und produktive Reflexion und Dialoge im Sinne der Klimapolitik zu fördern?

Diese Überlegungen haben das IASS und seine Partner dazu inspiriert, auf der COP 25 den experimentellen „Co-Creative Reflection and Dialogue Space“ einzurichten - einen Raum für Diskussionen, Reflexion und Lernen in kleinen Gruppen, der mit einem transdisziplinären Forschungsprojekt zur Kommunikationskultur der COP kombiniert wurde. Auf der Grundlage dieser Erfahrungen hat das IASS Team Empfehlungen für die Strukturierung von Diskussionen rund um drei Kommunikationsprinzipien entwickelt, die unseres Erachtens im Rahmen der COP unterrepräsentiert sind: Reflexion, Vernetzung und Handlungsorientierung. In der Kombination dieser Kommunikationsprinzipien sehen wir Bausteine, die den Übergang vom Reden zum Handeln unterstützen können.

Reflexion bedeutet, den Teilnehmenden Raum zu geben, um die ausgetauschten Informationen zu verarbeiten und entweder einzeln oder gemeinsam zu reflektieren, wie sie mit ihrem eigenen Kontext, ihren Werten und Weltanschauungen zusammenhängen. Die Vernetzung zu fördern bedeutet, den Teilnehmenden Zeit zu geben, sich gegenseitig kennenzulernen und die Perspektiven, Fähigkeiten und Fachkenntnisse der anderen zu erkunden. Denn qualitätsvolle Beziehungen, die auf Vertrauen und gemeinsamen Werten und Zielen beruhen, sind eine Schlüsselressource für Transformationsprozesse. Und da sinnvolles Handeln es erfordert, Allianzen zu bilden, in denen ihre Kapazitäten synergetisch zusammenführt werden, trägt die praktische Förderung der Vernetzung zur Handlungsorientierung bei.

Wenn Sie einen Blick auf das offizielle Programm der COP 26 werfen, werden Sie feststellen, dass es viel um Ambitionen, Maßnahmen, Finanzen und Lösungen geht. Unsere These ist, dass der eine Baustein, der all dies unterstützen kann, eine Kommunikationskultur ist, die Reflexion und Dialog schätzt und letztendlich den Aufbau von Beziehungen unterstützt, die für kollektives Handeln zur Bewältigung der Klimakrise erforderlich sind.

 

Zur Autorin
Dr. Kathleen Mar leitet die Forschungsgruppe „Climate Action in National and International Processes“ am Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam. Empfehlungen für die Klimakommunikation im Rahmen von COPs wurden kürzlich als IASS Policy Brief und in der Zeitschrift GAIA veröffentlicht.

Treffen Sie die Forschenden auf der COP26
  • Wenn Sie in Glasgow sind, laden wir Sie herzlich ein, die nächste Ausgabe unseres Co-Creative Reflection and Dialogue Space zu besuchen; weitere Informationen und das Programm finden Sie auf der IASS-Website.

 

 

1. November 2021

Bildnachweis: IASS/Lotte Ostermann

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