DKK-Klima-Frühstück

23.04.2013

Luftqualität - Menschengemachte Partikel greifen tief in Gesundheit und Klima ein

Die neue Reihe "DKK-Klima-Frühstück" startete erstmals am 23. April 2013 mit dem Thema Luftqualität. Anlass ist die anstehende Überarbeitung der EU-Richtlinie zur Luftqualität in diesem Jahr. Unter der Fragestellung "Sind Umweltzonen nutzlos? - Leipzig und Peking, Stadt vs. Megacity – ein Vergleich" erfuhren die Gäste von Presse, Funk und Fernsehen, wie unterschiedlich gefährlich die einzelnen Schadstoffe sind. Prof. Dr. Andreas Macke, Direktor des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung, Leipzig, und Prof. Dr. Andreas Wahner, Direktor des Instituts für Energie- und Klimaforschung, Forschungszentrum Jülich, zeigten, wie die menschgemachten Partikel - genannt Ruß, Feinstaub oder Aerosole - in das Klima und in unsere Gesundheit eingreifen. Die beiden Experten plädierten dafür, die unterschiedlichen Emissionen und ihre Quellen zu betrachten und beantworteten die eingangs gestellte Frage mit "Nein, aber …". Moderiert wurde das Klima-Frühstück von der Geschäftsführerin des DKK, Marie-Luise Beck.

Prof. Macke konnte zeigen, dass die Rußbelastung in Leipzig seit Einführung der Umweltzone (2011) signifikant zurück ging. Kritisch merkte er an, dass der derzeitig verwendete Grenzwert PM10 (Konzentration aller Partikel bis 10 µm Radius) nichts über die kleinen Rußpartikel aussagt, die besonders tief eingeatmet werden und daher besonders gesundheitsschädigend sind. Die neue Rahmenrichtlinie sollte dies berücksichtigen, so der Wunsch. Weiterhin können lokale Maßnahmen leicht konterkariert werden, wenn der Wind Schadstoffe aus anderen Regionen anweht. In Leipzig betrifft das vor allem die osteuropäischen Nachbarländer. Es gilt aber auch: "Was heute in Asien produziert wird, können wir zwei Wochen später in Deutschland messen.", so der Experte. Umgekehrt gilt das genauso, denn die Atmosphäre sorgt für eine ständige Durchmischung rund um den Globus.

Prof. Wahner ging auf die unterschiedlichen Klima-Eigenschaften der menschengemachten Partikel und die Luftqualität im Großraum Peking ein. Ruß absorbiert das Sonnenlicht und heizt damit die Erde weiter auf und zwar in weit höherem Maße als bisher angenommen. Zusammen mit Wassertröpfchen in der Luft aber bildet Feinstaub Nebel, der das Sonnenlicht reflektiert und daher kühlend wirkt. Global gesehen puffern diese Aerosole rund die Hälfte des Erwärmungspotenzials der Treibhausgase ab. Die aus Gesundheitsgründen gewünschte Verbesserung der Luftqualität - Studien ergaben, dass weltweit jährlich rund 6,5 Mio Menschen an diesen Emissionen sterben - bedeutet bei gleichbleibendem oder ansteigendem Ausstoß von Treibhausgasen eine weitere Erwärmung des Klimas.

Das Problem heutiger Umweltzonen in Deutschland sieht Wahner zudem darin, dass sie oft zu klein dimensioniert sind, sodass aus der Umgebung die "eingesparten" Schadstoffe wieder eingebracht werden. Auch würden zahlreiche Emissionsquellen von Regulierungen ausgenommen. In manchen deutschen Städten fahren Schiffe mit von jeglichen Auflagen unbelasteten Dieselmotoren durch Umweltzonen und sogen für erhebliche Luftprobleme. Die heute in Diesel-PKW obligatorischen Filter hätten zwar Ruß und Stickoxid-Belastung deutlich reduziert - das besonders aggressive Stickstoffdioxid (NO2) aber sei dadurch angestiegen.

Am Anfang einer jeden sinnvollen Maßnahme forderten die Experten eine saubere wissenschaftliche Analyse, gerade weil die dominierenden Emissionsquellen so unterschiedlich und die Folgen für die Atmosphäre noch längst nicht erforscht sind. In China ist es die Kohle, die trotz eines enormen Aufwuchses Erneuerbarer Energien die Energiequelle Nummer eins ist. In Europa dominieren Schadstoffe aus dem Verkehr. Auch sind innerhalb Deutschlands die Quellen von Kommune zu Kommune unterschiedlich. Eine verbesserte Erhebung von Messdaten, so die Experten, kann zu einem differenzierteren Maßnahmenkatalog und damit zu mehr Erfolg in der Luftreinhaltung führen. An den komplizierten, teilweise gegenläufigen Prozessen zeigt sich auch, dass eine Verbesserung der Luftqualität allein technisch nicht zu erreichen sein wird. Kulturelle Veränderungen - Stichwort Mobilitätskonzepte - sind hier mindestens genauso gefragt, waren aber nicht Gegenstand des DKK-Klima-Frühstücks.

Das DKK-Klima-Frühstück greift monatlich oder zweimonatlich virulente Themen auf und lädt hierzu Medienvertreter zu einem Hintergrundgespräch ein. Zwei ExpertInnen, aus den Mitgliedsinstitutionen des DKK beleuchten das Thema aus zwei unterschiedlichen Perspektiven. Das nächste DKK-Klima-Frühstück findet im Juni zum Thema Emissionshandel statt.

Für Rückfragen: Marie-Luise Beck, Tel. 030-767718690.

Zusammenfassung (PDF)
Vortrag Prof. Dr. Macke (PDF)
Vortrag Prof. Dr. Wahner (PDF)

Als Videomitschnitt

DKK-Hintergrund zu "Luftqualität" (PDF)

Weitere Klimafrühstücke

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