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Trotz Trump: Weltgemeinschaft bekennt sich auf der COP 22 zu ambitioniertem Klimaschutz

Dr. Lena-Katharina Bednarz

Die 22. UN-Klimakonferenz in Marrakesch ist zu Ende. Die Delegierten begannen dort das Pariser Abkommen in Regeln zu übersetzen. Von der Abschlusserklärung wurde aufgrund des komplexen Prozesses wenig erwartet – doch es gab eine wichtige Botschaft.

Ein Editorial von Dr. Lena-Katharina Bednarz, Institut für Weltwirtschaft

Die Klimaverhandlungen in Marrakesch waren die ersten nach dem regelrechten Quantensprung der Klimadiplomatie, dem Übereinkommen von Paris. Große Sprünge waren für die Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen im November dieses Jahres weder angekündigt noch erwartet worden – zumal das Pariser Übereinkommen überraschend schnell in Kraft treten konnte. So bestätigt die Abschlusserklärung der COP 22 im Wesentlichen Verpflichtungen und Ziele von Paris und drängt gleichzeitig auf Ambitionssteigerungen, um die langfristigen Ziele erreichen zu können. Damit setzt die Weltgemeinschaft ein wichtiges Signal: Sie bekennt sich zum vereinbarten ambitionierten Klimaschutz – ungeachtet der zukünftigen Rolle der USA.

Es gilt also, Wege zu finden, wie die Ziele des Pariser Übereinkommens auch erreicht werden können. Denn dieses erste weltweite, völkerrechtlich verbindliche Klimaabkommen beschränkt sich nicht darauf, durch eine Reduktion der Treibhausgasemissionen die globale Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Vielmehr nennt es explizit die Erhöhung der Widerstandsfähigkeit und der Anpassungsfähigkeit sowie das Umlenken von Finanzströmen weg von Investitionen in fossile Energien hin zu sauberen Technologien.

Nach der Ratifizierung des Übereinkommens von Paris geht es bei den Klimaverhandlungen also nicht mehr um das „ob“, sondern vielmehr um das „wie“. Die Versammlung legte einen Fahrplan bis 2018 fest und begann mit der Definition von Mechanismen und Regeln für den Umsetzungsprozess. In den kommenden drei Jahren wird das Regelwerk für die Gestaltung des Prozesses der national festgelegten Beiträge (NDCs) hinsichtlich Vermeidung, Anpassung und Finanzierung, für Transparenz und Kapazitätsaufbau, sowie für Überprüfung und Umsetzung erstellt. Eine globale Klima-Partnerschaft unterstützt Entwicklungsländer bei der Erreichung ihrer NDCs, indem sie diesen Ländern den Zugang zu technischer und finanzieller Unterstützung erleichtert und dort mehr Kapazitäten aufbauen soll. Zur Finanzierung des globalen Klimaschutzes haben die reicheren Länder die Mobilisierung von 100 Milliarden Dollar ab 2020 erneut bestätigt. Es bleibt aber die Notwendigkeit, die Finanzierung – insbesondere von Anpassungsmaßnahmen in Entwicklungsländer, die von den Folgen des Klimawandels sehr stark betroffen sind – zu forcieren. Vielfach wird außerdem gefordert, die durch Initiativen teils nicht-staatlicher Akteure entstandene Dynamik für den weiteren Prozess zu nutzen.

Erste Schritte zur Umsetzung sind somit in Marrakesch getan. Die Ziele von Paris bleiben allerdings mit den bisherigen Zusagen in den NDCs außer Reichweite. Selbst Deutschland, das international für seinen Beitrag gelobt wird, bleibt darin letztlich vage. So ignoriert der deutsche Klimaschutzplan 2050 die Notwendigkeit, weltweit möglichst schnell die Energieerzeugung aus Kohle einzustellen. Ein konkreter Zeitpunkt oder Fahrplan für den Ausstieg aus der Braunkohle fehlt. Es bleibt also ein weiter Weg zu gehen – nicht nur für die Delegierten der Klimaverhandlungen, auch für Gesellschaft, Industrie, Wissenschaft und Politik insgesamt.


Zur Autorin

Dr. Lena-Katharina Bednarz arbeitet im Forschungsbereich Umwelt und natürliche Ressourcen am Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW) und ist Koordinatorin des Dialogs zur Klimaökonomie. Am 8. Dezember widmet sich das 5. Forum Klimaökonomie  in Berlin den Ergebnissen der COP 22 und der Umsetzung des Pariser Übereinkommens.

 

30. November 2016

Bildnachweis: © Kiel Earth Institute, R. Erven

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