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So können wir uns bei Dauerregen in Deutschland schützen

Petra Mahrenholz © Susanne Kambor

Im Sommer 2017 lösten Dauerregen und daraus resultierende Überschwemmungen in Ost- und Mitteldeutschland Katastrophenalarm aus. 2016 waren es besonders schwere Starkregenereignisse in Süd- und Westdeutschland, die sogar Menschenleben kosteten. Durch den Klimawandel können solche Niederschläge häufiger und heftiger werden. Petra Mahrenholz erläutert, wie wir uns besser auf die Wassermassen vorbereiten können.

Ein Editorial von Petra Mahrenholz, Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung, Umweltbundesamt

Überflutungen können sich als Folge langer, großflächiger Dauerregen oder kurzzeitiger, kräftiger Starkniederschläge ausbilden. Seit das Umweltbundesamt vor zwei Jahren die Folgen des künftigen Klimawandels für Deutschland detailliert untersuchen ließ, ist klar, dass mit fortschreitendem Klimawandel solche Extremereignisse voraussichtlich zunehmen werden. Damit steigt auch die Gefahr für Schäden an Gebäuden und Infrastruktur. Straßen und Schienennetze können überschwemmt und unterspült oder Kanalnetze beeinträchtigt werden. Während Dauerregen die Flüsse oft über Tage anschwellen lässt und Mensch und Gebäude vor allem im Uferbereich bedroht, kann ein Starkregenereignis praktisch überall passieren. Gerade in Städten kann Starkregen durch den hohen Grad der Versiegelung sehr plötzlich ganze Bezirke lahmlegen. 

Als Meteorologin weiß ich, dass sich schon heute ein erhöhtes Hochwasserrisiko in Deutschland feststellen lässt: Die Zahl der Tage mit Großwetterlagen mit hohem Gefahrenpotenzial lag in den vergangenen 30 Jahren um das Zwei- bis Dreifache über den Werten zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Damit haben auch die Schäden vor allem in der Stadt durch schwere Gewitter stark zugenommen. Bereits heute zeigen Klimaprojektionen eine weitere Zunahme solcher Ereignisse bis zum Jahr 2100. 

Um den Risiken von Starkregen und Überschwemmungen zu begegnen, empfehle ich Stadtplaner_innen die „Schwammstadt”, also eine Stadt, die Wassermassen wie ein Schwamm aufnimmt und verzögert wieder abgibt. Hier werden oberirdische Anlagen wie Flutmulden oder Notwasserwege gebaut, die Regenwasser dort, wo es anfällt, versickern und abfließen lässt. 

Ich unterstütze Kommunen, die mit gutem Beispiel vorangehen: Hamburg setzt mit seiner Gründachstrategie die „Schwammstadt” gekonnt um. Begrünte Dächer helfen, dass Regenwasser langsamer abfließt. Gründächer helfen übrigens auch bei Hitzewellen, denn betonierte oder asphaltierte Flächen wie Gebäude und Straßen heizen sich stark auf. Grünanlagen kühlen dank einer hohen Verdunstungsrate. Auch in Berlin Adlershof wird Regenwasser von Grundstücken, Plätzen und Straßen in Rasenmulden gesammelt und versickert dort. Das Wasser wird dabei durch den Boden gereinigt und reichert das Grundwasser an. Das entlastet das Kanalnetz und dient als Überflutungsvorsorge. 

Hochaufgelöste Gefahrenkarten informieren über mögliche Risiken. Beispielsweise zeigt die Starkregengefahrenkarte der Stadt Unna die Fließwege und Überflutungen bei starkem Regen. So kann jede und jeder etwas zur Vorsorge tun: Wo könnte der Keller besser abgedichtet oder auch das Auto bei einer Unwetterwetterwarnung geparkt werden?

An Flüssen sollten natürliche Überflutungsflächen, wie es sie bereits an Rhein und Elbe gibt, den Wassermassen mehr Raum geben. Sie können dadurch Überflutungen vermeiden. Viele der genannten Maßnahmen vermindern nicht nur klimabedingte Risiken. Ich habe oft nachweisen können, dass sie auch weitere positive Effekte für Gesellschaft und Umwelt haben. Dazu zählen ein gesünderes Stadtklima, mehr Artenvielfalt und eine insgesamt höhere Lebensqualität.

Als Politikberaterin betone ich immer wieder die Doppelstrategie in der Klimapolitik: Es braucht Klimaschutzmaßnahmen, um die Ursachen des Klimawandels zu bekämpfen und die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Und es braucht Maßnahmen zur Anpassung an den nicht mehr vermeidbaren Klimawandel – dessen Folgen wir heute schon beobachten können.

 

Zur Autorin

Petra Mahrenholz leitet das Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung, kurz KomPass, im Umweltbundesamt. Auf deren Website gibt es viele gute Beispiele zur Klimawandelanpassung.  

 

 

11. September 2017

Bildnachweis: © Susanne Kambor

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