Parliamentary Events

09/30/15

Die Zukunft der Klimaforschung

Parlamentarisches Frühstück zum DKK-Positionspapier

Für den 30. September 2015 hat das DKK zu einem Parlamentsfrühstück eingeladen, um mit Bundestagsabgeordneten über die Zukunft der Klimaforschung zu sprechen. Dort stellten Prof. Dr. Mojib Latif, DKK-Vorstandsvorsitzender, Vorstandsmitglied Prof. Dr. Gernot Klepper und Marie-Luise Beck, DKK-Geschäftsführerin, das DKK-Positionspapier „Perspektiven für die Klimaforschung 2015 bis 2025“ vor. Prof. Dr. Mojib Latif © DKK

Zum Einstieg gab Prof. Dr. Mojib Latif vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel den Parlamentariern und Mitarbeitern aus den Abgeordnetenbüros und Fraktionen einen Kurzbericht zum Status in Sachen Klimawandel. Der weltweite Temperaturanstieg hat sich 2014 fortgesetzt und auch 2015 schickt sich an, einen neuen Temperaturrekord aufzustellen. Die globale Erderwärmung wie auch die Eisschmelze an den Polen und die steigenden Meeresspiegel passten genau in den von der Klimawissenschaft schon lange beschriebenen Trend. Der Klimawandel sei eine Tatsache. Vor diesem Hintergrund, so Latif, sei eine vertiefte Erforschung der Prozesse im Klimasystem zentral, um beispielsweise noch bestehende Unsicherheiten in kurzfristigen Klimavorhersagen und langfristigen Klimaprojektionen reduzieren zu können, insbesondere im Hinblick auf regionale und lokale Aspekte.

Prof. Dr. Gernot Klepper vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) der Universität Kiel sprach über den Umgang mit Risiken, die durch die Folgen des Klimawandels entstehen. Man habe es dabei mit zwei Seiten einer Medaille zu tun. Auf der einen Seite müssten Entscheidungsträger häufig handeln, wenn die zugrundeliegenden Informationen noch mit großen Unsicherheiten verbunden sind. Auf der anderen Seite sei die Forschung dazu bereit, ihre Forschungsagenda anzupassen, um Entscheidungsträgern ein auf den besten klimawissenschaftlichen Informationen beruhendes Risikomanagement zu ermöglichen. Dadurch würden sich neue Prioritäten ergeben, bei denen sich die Forschung etwa auf die Klimaphänomene konzentriere, bei denen sich gesellschaftliche Klimarisiken am stärksten reduzieren ließen. Prof. Dr. Mojib Latif, Marie-Luise Beck und Prof. Dr. Gernot Klepper (v.l.n.r.) © DKK

Über die Rollen der Klimaforschung in der demokratischen Gesellschaft und ihre Möglichkeiten, sich an der gesellschaftlichen Transformation zu beteiligen, redete Marie-Luise Beck. Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sehen Bedarf, ihre Rolle im Spannungsfeld zwischen wissenschaftlicher Integrität und Mitwirkung an der Bewältigung des Klimawandels zu reflektieren. Zugleich gebe es einen Strukturwandel in der Klimaforschung, bei dem gesellschaftswissenschaftliche Fragestellungen mehr Gewicht erhalten. Beim Blick nach außen, auf die Gesellschaft, gehe es darum, den Informationsbedarf von Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Öffentlichkeit genauer zu bestimmen, um Angebote der wissenschaftsbasierten Politikberatung weiterzuentwickeln und passgenauer zu machen. 

Es folgte ein angeregtes Gespräch, in dem Gerold Reichenbach (MdB, SPD) auf die großen Interessenskonflikte beim Klimawandel hinwies, die die Politik stark beeinflussten. Diese müssten wissenschaftlich besser erforscht werden. Prof. Klepper stimmte ihm zu. Das DKK weise im Positionspapier auf Gewinner und Verlierer des Klimawandels hin – die Verteilungseffekte müssten genauer betrachtet werden. Auf die Frage, welche Handlungsoptionen denn überhaupt realistisch umzusetzen seien angesichts der Schwierigkeiten, Verhaltensänderungen zu bewirken, antwortete Prof. Klepper, dass Änderungen auf freiwilliger Basis nicht erfolgversprechend seien, sondern durch staatliche Vorgaben und Regeln unterstützt werden müssen. Dies gelte für Unternehmen im Wettbewerb genauso wie für Konsumenten. Die Unterstützung in der Gesellschaft für Regeln, die für alle gelten, werde oft unterschätzt. Prof. Latif pflichtete ihm bei und sah die Politik am Zug. Schließlich habe die Politik in der Vergangenheit wiederholt erfolgreich Zwangsmaßnahmen angewandt, etwa bei der Anschnallpflicht im Auto, dem Einbau von Katalysatoren und strengeren Regeln zur Luftreinhaltung. Philipp Lengsfeld (MdB, CDU) warnte jedoch davor, dass die Entscheidung über Interventionen nicht wissenschaftlich zu begründen sei – dies falle nicht in die Verantwortung der Wissenschaft, sondern der Gesellschaft. Prof. Latif stimmte zu und wies darauf hin, dass dies auch so im Positionspapier steht.

Der Bundestagsabgeordnete Johann Saathoff (SPD) wünschte sich eine bessere Übersicht darüber, was wo erforscht wird, sowie eine konkrete Hilfestellung der Wissenschaft bei der Kommunikation des Klimawandels und der notwendigen Schutz- und Anpassungsmaßnahmen. Auch damit stieß er auf offene Ohren: Eine Kartierung der Beratungslandschaft wird auch im DKK-Positionspapier gefordert, ebenso wie Untersuchungen zu einer effektiveren Wissenschaftskommunikation, die für eine höhere Akzeptanz von Klimaschutzmaßnahmen erforderlich ist.

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