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Dezember 2016

Liebe Leserinnen und Leser,

das auch für die Klimawissenschaft sehr bewegende Jahr 2016 wird mit großer Wahrscheinlichkeit einen neuen Rekord der globalen Mitteltemperatur erreichen. Die Beobachtungen in der Arktis und am Great Barrier Reef in Australien lösen weltweit Besorgnis aus. Die Forschenden unserer Mitgliedsinstitutionen analysieren das ganz genau. Sowohl für Klimaforschung als auch -politik gibt es im neuen Jahr viel zu tun.

Nun wünsche ich Ihnen erst einmal schöne Feiertage. Für die ruhige Zeit zum Jahresende haben wir Ihnen in diesem DKK-Newsletter wie in jedem Monat News aus unserem Verband und Artikel zum Thema Klimawandel zusammengestellt.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

Marie-Luise Beck
Geschäftsführerin

(1) DKK-Veranstaltungen

Experten informieren über Klimawandel in Deutschland

Das DKK veranstaltete gemeinsam mit dem Climate Service Center Germany (GERICS) einen Parlamentarischen Abend anlässlich der Buchveröffentlichung „Klimawandel in Deutschland“.

© HZG, E. Fesseler

© HZG, E. Fesseler

Seit November 2016 steht allen Entscheidungsträgern in Sachen Klimawandel ein wissenschaftliches Kompendium zur Verfügung, das den internationalen Fünften Sachstandsbericht des Weltklimarates (IPCC) systematisch auf Deutschland herunterbricht und die hier zu erwartenden Klimafolgen und Anpassungsoptionen umfassend darstellt. Das zentrale Ergebnis: In sämtlichen Lebensbereichen und Wirtschaftssektoren muss Deutschland mit teils gravierenden Veränderungen rechnen. Das Buch „Klimawandel in Deutschland – Entwicklung, Folgen, Risiken und Perspektiven“ wurde auf dem Parlamentarischen Abend des Deutsche Klima-Konsortiums (DKK) und des Climate Service Centers Germany (GERICS) am 30. November in Berlin vorgestellt und ist online kostenfrei verfügbar. Die beiden Herausgeber, Guy Brasseur und Daniela Jacob von GERICS, sowie die Leitautoren Jürgen Scheffran vom Exzellenzcluster CliSAP der Universität Hamburg und Andreas Vetter vom Umweltbundesamt stimmten durch kurze Impulsvorträge in das Thema ein. DKK-Geschäftsführerin Marie-Luise Beck moderierte die lebendige Diskussion im Anschluss. Mehr…

(2) DKK-Hintergrund

Neues DKK-Hintergrundpapier zum Thema Jahreszeitenvorhersage veröffentlicht

© DWD, MPI-M, UHH: erstellt am 2016-12-05

Werden die kommenden Wintermonate kalt oder warm? Und wie wird La Niña das Weltklima verändern? Um solche Vorhersagen treffen zu können, arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Jahreszeitenvorhersagen. Seit Oktober werden monatlich die Berechnungen eines deutschen Prognosesystems veröffentlicht. Es wurde vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg, dem Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) und dem Deutschen Wetterdienst (DWD) entwickelt. Die Forschenden stellten es bei einem DKK-Pressegespräch in Berlin vor. Sie erklärten, wie Jahreszeitenvorhersagen funktionieren und was wichtig ist, um sie zu verstehen. Für das DKK-Hintergrundpapier haben sie Ihre Erläuterungen kurz und verständlich für Politik und Öffentlichkeit zusammengefasst. Es steht auf unserer Website zum Download zur Verfügung.

(3) DKK-Kolumne "Zur Sache"

Trotz Trump: Weltgemeinschaft bekennt sich auf der COP 22 zu ambitioniertem Klimaschutz

In unserer aktuellen DKK-Kolumne blickt Dr. Lena-Katharina Bednarz vom Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW) zurück auf die 22. UN-Klimakonferenz in Marrakesch. Die Delegierten begannen dort das Pariser Abkommen in Regeln zu übersetzen. Von der Abschlusserklärung wurde aufgrund des komplexen Prozesses wenig erwartet – es gab jedoch eine wichtige Botschaft. Mehr…

(4) Aus Politik und Forschung

4.1 Klimapolitik nach den US-Wahlen
Das Ergebnis der US-Wahl ist eine Herausforderung für die internationale Klimapolitik und verändert auch die gesellschaftliche Diskussion über Klimaforschung. Wir haben Einschätzungen aus unseren Mitgliedsinstituten zum Thema gesammelt.

  • Prof. Dr. Reimund Schwarze vom UFZ sprach im Interview mit bild der wissenschaft über den Klimagipfel in Marrakesch und zog folgendes Fazit: „Man hat Einheit demonstriert und am Ende sogar die ‚Marrakesch-Erklärung‘ verabschiedet, die aber lange umstritten war. Sie ist eine Art offener Brief an Donald Trump und fordert ihn auf, nicht aus dem Weltklimavertrag von Paris auszutreten. Die Erklärung zeigt, wie das sanktionslose Pariser Abkommen funktioniert: Die Weltgemeinschaft kann einen Staat an den Pranger stellen, aber mehr auch nicht.“
  • DKK-Vorsitzender Prof. Dr. Mojib Latif vom GEOMAR sagt im Interview mit web.de: „Man muss abwarten, ob der zukünftige US-Präsident Donald Trump bei dem bleiben wird, was er vor der Wahl gesagt hat. Er hat ja vom Klimaschwindel gesprochen, der von den Chinesen erfunden worden sei. Er meinte auch, er wolle die Kohle wieder hoffähig machen, wörtlich sagte er ‚retten‘. Insofern ist da schon eine große Unsicherheit. Bis spätestens 2030 entscheidet es sich, ob wir das Ziel von Paris noch erreichen können oder nicht.“
  • Prof. Dr. Ottmar Edenhofer, Chefökonom des PIK, sagt im Interview bei der Deutschen Welle: „Es ist unwahrscheinlich, dass Donald Trump in den USA Kohlekraftwerke bauen wird. Aber er könnte natürlich versuchen, den Export von Kohle zu forcieren. Wenn es keine ernsthafte Klimapolitik im Rest der Welt gäbe, dann hätten die USA einen großen Anreiz, Kohleexporteur zu werden. Insofern ist das Störpotenzial der Vereinigten Staaten in der internationalen Szenerie beträchtlich.“
  • Zum Vorwurf eines Trump-Beraters die NASA Klimaforschung sei politisiert, sagt PIK-Forscher Prof. Stefan Rahmstorf im Interview mit The Sydney Morning Herald: „That is preposterous and probably just means that he does not like the results. We're in the midst of rapid global warming and many associated changes to Arctic and Antarctic ice cover, sea level, extreme weather events, droughts and wildfires, to name just a few. NASA's observations of planet Earth from space and NASA's ability to analyse and understand the changes is of critical importance to  America and the world. Hampering this capability would be like trying to navigate blind-folded into treacherous waters.”
  • Eine gesellschaftspolitische Einschätzungen gibt IfW-Direktor Prof. Dennis J. Snower nicht nur auf der IfW-Website, sondern auch bei Spiegel Online: „Amerika zieht sich zurück - nicht nur aus der Weltwirtschaft, sondern auch aus der internationalen Politik. Die liberale Weltordnung ist infrage gestellt. Das bedeutet auch politisch große Instabilitäten. Das Schlimmste aber ist: Amerika hat den Pfad des Konflikts betreten statt den Pfad des Kompromisses und der Verständigung.“


4.2 Wissenschaftler stecken Themenrahmen für IPCC-Sonderbericht zu Ozeanen und Kryosphäre ab

In Monaco haben sich gut 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus 40 Ländern getroffen, die an dem neuen Sonderbericht des Weltklimarates mitarbeiten werden. Dieser Sonderbericht soll aktuelles Wissen zu den Folgen des Klimawandels für die Ozeane und Eiswelten vereinen. Die Experten diskutierten die wissenschaftlichen Fortschritte seit der Veröffentlichung des fünften Weltklimaberichts und erarbeiteten Themen zur Gliederung. Der Sonderbericht zu Ozeanen und Kryosphäre soll Ende des Jahres 2019 erscheinen. Mehr…

(5) Neues von DKK-Mitgliedern

5.1 Klimagas-Messnetz ICOS geht in Dauerbetrieb
Eine erfolgreiche Klimaforschung braucht vor allem mehr Daten und entsprechend hochmoderne Messstationen. Auf dem Hohenpeißenberg in Oberbayern haben deshalb am 5. Dezember Stefan Müller, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung (BMBF), und Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), per Mausklick das Startsignal für die Forschungsinfrastruktur "Integrated Carbon Observation System" (ICOS) gegeben. Es gibt zahlreiche solcher Messeinrichtungen von ICOS in ganz Europa, die langfristige Daten zur Emission wichtiger Treibhausgase liefern werden. Viele DKK-Mitglieder sind an dem Netzwerk beteiligt. Parlamentarischer Staatssekretär Stefan Müller: "Mit der Investition in das Forschungs- und Monitoring-Netzwerk ICOS haben wir ein politisches Zeichen für die internationale Klimapolitik gesetzt: Die erhobenen Daten sind wichtige Grundlage, um Maßnahmen zur Reduktion von Emissionen zu bewerten. Damit leistet ICOS einen wesentlichen Beitrag zu den Zielen des Weltklimaabkommens." Mehr…


5.2 Deutscher Wetterdienst baut WarnWetter-App zu Naturgefahren-App aus

© DWD

© DWD

Frühzeitige und überall verfügbare Warnungen vor Naturgefahren können Leben retten und Schäden vermeiden. Deshalb erweitert der Deutsche Wetterdienst (DWD) seine WarnWetter-App erneut und warnt jetzt auch vor Lawinen, Hochwasser und Sturmflut. Die Integration der neuen Warnungen in die WarnWetter-App wurde durch eine enge Kooperation des Hochwasserportals der Länder, der Bayerischen Lawinenwarnzentrale sowie der Bundesbehörden Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie und DWD ermöglicht. Die werbefreie App ist unter dem Stichwort ‚WarnWetter‘ in den Stores von Google und Apple kostenfrei abrufbar. Zur Pressemitteilung (PDF) oder zum YouTube-Video.


5.3 Internationales Symposium zu Risiken und Chancen von Climate Engineering

© GEOMAR, J. Steffen

© GEOMAR, J. Steffen

Das Klimaschutzabkommen von Paris verpflichtet die internationale Gemeinschaft zu ehrgeizigen Zielen: Die globale Erwärmung soll deutlich unter zwei Grad Celsius bleiben und möglichst nur 1,5 Grad Celsius betragen. Wie das ambitionierte 1,5 Grad Ziel konkret erreicht werden kann, ist jedoch noch unklar. Sogar eine massive Verringerung der weltweiten Kohlendioxid-Emissionen wird alleine wahrscheinlich nicht mehr ausreichen. Um die Ziele von Paris dennoch zu erreichen, wird neben Emissionsreduktion auch über Möglichkeiten nachgedacht, in großem Maßstab Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu entfernen. Sie reichen von Renaturierung und Aufforstung bis hin zu großtechnischen Methoden an Land und im Ozean. Doch sind sie wirklich wirksam genug, um einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten? Welche Risiken bergen sie? Darüber diskutierten in der vergangenen Woche auf Einladung des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Schwerpunktprogramms „Climate Engineering – Risiken, Herausforderungen, Chancen?“ 80 Expertinnen und Experten aus ganz Europa und den USA in Kiel. Mehr…


5.4 Neue HALO-Flugversuchsmission zum Monitoring von Treibhausgasemissionen

Eine entscheidende Rolle zur Begrenzung der Treibhausgasemissionen wird deren Monitoring spielen. Außerdem müssen für zuverlässige Klimaprognosen die Quellen und Senken der Treibhausgase möglichst genau erforscht werden. Den internationalen Bemühungen in diesem Bereich wird im Frühjahr 2017 eine deutsche Flugversuchsmission einen wichtigen Baustein hinzufügen. Sie heißt CoMet und wurde auf Initiative des DLR, des Max-Planck-Institutes für Biogeochemie und der Universitäten in Heidelberg und Bremen ins Leben gerufen. Das Forschungsflugzeug HALO soll die zwei wichtigsten Klimagase CO2 und Methan ins Visier seiner neuartigen Instrumente nehmen und dabei Daten von Europa bis Nordafrika liefern, an denen derzeit noch ein eklatanter Mangel herrscht. Anfang Dezember trafen sich die Forschenden aus acht Ländern am DLR-Standort Oberpfaffenhofen, um die Mission wissenschaftlich vorzubereiten und optimal mit internationalen Forschungsaktivitäten zu verzahnen. Mehr…


5.5 Offene Stellen beim Green Climate Fund

Die Mission des Green Climate Fonds (GCF) ist es, Entwicklungsländer bei Maßnahmen zur Reduzierung ihrer Treibhausgasemissionen sowie zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu unterstützen. Er wurde 2010 von allen Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen gegründet und wird eine zentrale Rolle bei der Umsetzung des Übereinkommens von Paris spielen. Um diese wichtige Aufgabe bewältigen zu können, erweitert die Geschäftsstelle in Incheon, Südkorea, das Team. Die Ausschreibungen sind im internationalen Stellenpool des Auswärtigen Amts zu finden.

(6) Wissenschaftskommunikation

6.1 Filmprogramm zum Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane
Bei den SchulKinoWochen findet der Unterricht im Kino statt. Das war auch Ende November im Berliner Kino Kiste so, wohin DKK-Geschäftsführerin Marie-Luise Beck als Expertin eingeladen war. Sie diskutierte im Anschluss an den Dokumentarfilm „ThuleTuvalu“ mit den Schülerinnen und Schülern über die Folgen des Klimawandels, die im Film durch das Schmelzen des Gletschereises im grönländischen Thule und den Meeresspiegelanstieg im Pazifikstaat Tuvalu gezeigt werden. Das Gespräch fand als Teil des Filmprogramms zum Wissenschaftsjahr 2016*17 statt. Die Filme illustrieren dabei nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse über die Rolle der Meere und Ozeane im gesamten Ökosystem der Erde, sondern zeigen auch die Schönheit des Meeres. Sie thematisieren ihre Gefährdung und die bedrohlichen Folgen des Klimawandels an Küsten und auf Inseln. Für das Filmprogramm stehen umfangreiche Unterrichtmaterialien zur Verfügung, für die unter anderem auch Marie-Luise Beck interviewt wurde. Mehr…


6.2 Neues Portal zu Wissenschaftskommunikation

Fishbowl, Science Slam oder Barcamp – welches Format eignet sich für welche Zwecke der Wissenschaftskommunikation? Diese und viele andere Fragen will das neue Portal wissenschaftskommunikation.de beantworten. Es bietet Informationen für alle, die Wissenschaft kommunizieren. Das Portal ist ein Kooperationsprojekt von Wissenschaft im Dialog, dem Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation und dem Karlsruher Institut für Technologie. Mehr…

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Deutsches Klima-Konsortium e.V. (DKK)
im Wissenschaftsforum
Markgrafenstraße 37
10117 Berlin

T: +49 30 76 77 18 69-0
F: +49 30 76 77 18 69-9
E-Mail: info[at]klima-konsortium.de
www.deutsches-klima-konsortium.de

Vorstand: Prof. Dr. Mojib Latif, Vorsitzender
Dr. Paul Becker | Prof. Dr. Gernot Klepper 
Prof. Dr. Jochem Marotzke | Prof. Dr. Monika Rhein

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