Kolumne "Zur Sache"

Klimawandel an der Küste

Prof. Dr. Corinna Schrum © C. Schrum

Wie sich die Küste in Zukunft verändern wird, untersucht Prof. Corinna Schrum mit ihren Kolleginnen und Kollegen am Institut für Küstenforschung in Geesthacht. Sie hat jedoch nicht nur den Meeresspiegelanstieg im Blick, sondern auch die menschlichen Veränderungen des dortigen Ökosystems – etwa durch die Energiewende. 

Ein Editorial von Prof. Dr. Corinna Schrum, Helmholtz-Zentrum Geesthacht

Sturmfluten und extrem hohe Wellen sind für Küstengebiete eine große Gefahr. Durch den anthropogenen Klimawandel, den Meeresspiegelanstieg und natürliche längerfristige Klimaschwankungen können sich diese Gefahren noch verstärken. Der Klimawandel wird die Küstenregionen aber auch vor andere Herausforderungen stellen, an die wir uns anpassen müssen. Ein Beispiel ist der Nährstoffnachschub aus dem Ozean. Einige Simulationsmodelle sagen voraus, dass in Zukunft deutlich weniger Nährstoffe in die Küstenregionen transportiert werden. Diese Veränderung am Anfang der Nahrungskette zieht dann Konsequenzen für das ganze Nahrungsnetz nach sich. Außerdem wird sich durch wärmere Wassertemperaturen auch das Artenspektrum im Küstenmeer verändern. Eine möglichst umfassende Kenntnis dieser möglichen Veränderungen und ihrer Dynamik ist gesellschaftlich von großem Interesse, um Planungsprozesse zu optimieren, Handlungsrisiken abzuschätzen und zu verringern und eine nachhaltige Entwicklung im Küstenraum zu ermöglichen.

In den Küstenregionen wird sich allerdings nicht nur das Klima verändern. Auch die direkten menschlichen Eingriffe in das System Küste werden umfassender und in Zukunft weiter zunehmen. Ausführliche Untersuchungen haben sich bisher mit Küstenschutz, der Eutrophierung oder der Fischerei beschäftigt. In Zukunft wird auch eine ehrgeizige Klima- und Energiepolitik sowie die nötige Anpassung an den Klimawandel dazu führen, dass wir Menschen den Naturraum an der Küste verändern. Ein hochrelevantes Beispiel ist der gegenwärtig rasche Ausbau von Offshore-Windparks. Damit sind großräumige und anhaltende – allerdings keinesfalls immer negative – Veränderungen von Wind, Strömung und Schichtung im Ozean zu erwarten, was Folgen für das Ökosystem und den Stofftransport hat. Diese Auswirkungen sind durchaus mit denen des Klimawandels vergleichbar und müssen in unseren Überlegungen zur Zukunft des Küstenraums ebenfalls berücksichtigt werden. Jedoch stehen wir im Verständnis und der modellhaften Beschreibung noch am Anfang. In Klimaszenarien für die Küste und den Küstenozean gehen die Auswirkungen von großräumigen menschlichen Eingriffen und deren mögliche Wechselwirkungen mit klimabedingten Änderungen bisher nicht ein. Hier müssen wir sowohl unsere Modelle weiterentwickeln, als auch sozio-ökonomische Entwicklungen und deren Dynamik in unsere Szenarien einbeziehen.

 

Zur Autorin

Prof. Dr. Corinna Schrum leitet den Bereich Systemanalyse und Modellierung des Instituts für Küstenforschung am Helmholtz-Zentrum Geesthacht.

 

 

22. Mai 2017

Bildnachweis: © C. Schrum

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