Kolumne "Zur Sache"

Flugzeuge sammeln Daten für die Klimaforschung

Dr. Andreas Petzold © Forschungszentrum Jülich/Ralf-Uwe Limbach

Während die Passagiere auf dem Weg in den Urlaub sind, messen im Flugzeug zusätzlich angebrachte Instrumente Klimagase in der Atmosphäre. Dr. Andreas Petzold erklärt, warum das global vernetzte Forschungsprogramm so wichtig ist.

Ein Editorial von Dr. Andreas Petzold, Forschungszentrum Jülich

Anfang dieses Jahres wurde ein Airbus A330 der Hawaiian Airlines mit Messgeräten für das internationale Klimaforschungsprojekt IAGOS ausgerüstet. Das heißt, das Flugzeug sammelt seit diesem Jahr wichtige Daten zur Beobachtung des Klimas, während es Reisende in den Urlaub oder zu geschäftlichen Terminen bringt. Jetzt können auf Flugrouten über dem Pazifik, über Asien und Nordamerika Messdaten gesammelt werden, die der Klimaforschung in aller Welt zur Verfügung stehen. Insbesondere das Mauna Loa Observatorium auf Hawaii, an dem im Jahr 1958 die Aufzeichnung der atmosphärischen Konzentration von Kohlendioxid begann, wird in Zukunft von IAGOS angeflogen. Der Hawaiian Airlines-Airbus ist das erste US-amerikanische Flugzeug im Programm und verdeutlicht die Bedeutung einer global vernetzten und zunehmend integrierten Klimaforschung – erst recht in Zeiten, in denen die gegenwärtige US-Administration vom Klimaschutz abrückt.

IAGOS steht für „In service Aircraft for a Global Observing System“. In diesem Projekt haben sich unter der Koordination des Forschungszentrums Jülich deutsche, französische und britische Atmosphärenforschungsinstitute zusammengeschlossen, um eine weltweite Infrastruktur für die globale Erdbeobachtung aufzubauen. Ziel ist der Betrieb einer Beobachtungsplattform, mit der weltweit die Zusammensetzung der Atmosphäre gemessen werden kann. Dazu nutzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kompakte Instrumente an Bord von gegenwärtig neun Verkehrsflugzeugen, die während der regulären Flüge Daten sammeln. Dieses Konzept bietet eine effiziente und kostengünstige Möglichkeit, Daten über den Zustand der Atmosphäre zu erheben. Die Daten werden gleich nach der Landung direkt an das Europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus weitergeleitet und dort verwendet, um die Vorhersage der Luftqualität zu verbessern. Mithilfe von IAGOS können also nicht nur Daten am Boden und via Fernerkundung mit Satelliten, sondern auch bis zu rund zwölf Kilometern Höhe gemessen werden.

Im Jahr 1994 hoben die ersten Flugzeuge mit einfachen Messinstrumenten an Bord für die Klimagase Ozon, Kohlenmonoxid und Wasserdampf ab. Zu Beginn der 2000er Jahre wiesen die Forscherinnen und Forscher nach, dass die Atmosphäre in zehn bis zwölf Kilometer Höhe sehr viel feuchter ist, als zuvor angenommen. Das hat unmittelbare Auswirkungen auf die Wettervorhersage; die Erkenntnisse verbesserten damit die Vorhersageprogramme von Copernicus. Inzwischen werden sie auch in die großen Modelle zur Klimaanalyse und -vorhersage integriert.

Das Projekt trug auch dazu bei, Luftverschmutzung als globales Problem zu begreifen. Zusammen mit einer US-amerikanischen Forschungsgruppe zeigten die IAGOS-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass Luftverschmutzung ihre Wirkung auch über große Entfernungen hinweg entfalten kann: Wenn die Ozonwerte an der Westküste der USA steigen, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Abgase aus China dazu beigetragen haben.


Zum Autor

Dr. Andreas Petzold leitet die Abteilung Globale Beobachtung am Institut für Energie- und Klimaforschung 8 des Forschungszentrums Jülich. Er ist Mitglied des geschäftsführenden Vorstands von IAGOS.

 

 

28. Juni 2017

Bildnachweise:
© Forschungszentrum Jülich/Ralf-Uwe Limbach
© Lufthansa Bildarchiv

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