Briefing zur COP 25

Es Tiempo de Actuar

Außenminister Heiko Maas, Bundesumweltministerin Svenja Schulze, Klimaforscher Johan Rockström, Klimaaktivistin Luisa Neubauer sowie weitere Expertinnen und Experten aus Politik und Wissenschaft informierten am 14. November in Berlin über den kommenden Klimagipfel.

Bald beginnt die nächste UN-Klimakonferenz (COP 25) in der spanischen Hauptstadt Madrid unter der Präsidentschaft Chiles. Am 14. November diskutierten Expertinnen und Experten aus Politik und Wissenschaft im Auswärtigen Amt über die anstehenden Verhandlungen. Die Erwartungen an die Klimapolitik sind nach einem Jahr der Klima-Proteste hoch.

Im Mittelpunkt der diesjährigen Konferenz steht neben den letzten Detailregeln für die Umsetzung des Übereinkommens von Paris die Frage, wie die Klimaschutz-Anstrengungen der Länder erhöht werden können. Das Motto der COP 25 „Es Tiempo de Actuar“ – auf Deutsch „Zeit zu Handeln“ – bestimmte auch das Briefing in Berlin.

Briefing zur COP 25 © DKK, Stephan Roehl
Briefing zur COP 25 © DKK, Stephan Roehl
Briefing zur COP 25 © DKK, Stephan Roehl

Acting now

Heiko Maas, Bundesminister des Auswärtigen, sagte dazu: „Europa muss führen, denn nur dann werden auch Länder wie China und Indien Kurs halten. Das bedeutet: Die EU muss ihre Klimaziele für 2030 nächstes Jahr nachschärfen und ehrgeiziger formulieren. Der European Green Deal darf keine leere Floskel bleiben!“

Svenja Schulze, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, führte aus: „Auf der Weltklimakonferenz in Madrid werden die letzten Detailregeln für die Umsetzung des Pariser Abkommens verhandelt. Es wird darum gehen, weltweit ein verlässliches Anrechnungssystem für Emissions-Zertifikate zu etablieren. Ich setze mich ein für ein System ohne Schlupflöcher und ohne Doppelzählungen, denn nur so können auch Marktmechanismen den globalen Klimaschutz wirklich voranbringen. Zugleich geht es um die Zukunft der nationalen Klimaschutzbeiträge. Im Laufe des nächsten Jahres müssen alle Staaten überarbeitete Klimaziele vorlegen. Das ist dringend nötig, damit die Weltgemeinschaft die Klimakrise noch abwenden kann. Vor allem die großen Volkswirtschaften müssen mit mehr Mut vorangehen – auch die Europäische Union. Das muss international gut vorbereitet sein. Auch dafür wollen wir die Konferenz in Madrid nutzen.“

Briefing zur COP 25 © DKK, Stephan Roehl
Briefing zur COP 25 © DKK, Stephan Roehl
Briefing zur COP 25 © DKK, Stephan Roehl

How to speak up for earth resilience

Bisher reichen die 2015 vorgelegten nationalen Ziele nicht aus, um die Erderwärmung auf unter zwei oder gar 1,5 Grad Celsius zu halten. Alles andere aber wäre viel zu riskant, wie Professor Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, in seinem Vortrag zeigte. Wiederholte Hitzewellen in Europa, Überflutungen in Südindien, das Schmelzen von Eismassen weltweit und der daraus resultierende Meeresspiegelanstieg sowie rasante Veränderungen in allen Winkeln der Welt rechtfertigten es aus Sicht der Wissenschaft, von einem planetaren Notstand zu sprechen. Deshalb führe kein Weg daran vorbei, die weltweiten Emissionen innerhalb der nächsten zehn Jahre zu halbieren.

Briefing zur COP 25 © DKK, Stephan Roehl
Briefing zur COP 25 © DKK, Stephan Roehl
Briefing zur COP 25 © DKK, Stephan Roehl

Rockström erklärte: „Wir können unser Klima stabilisieren, wenn wir schnell handeln – aber viele Regierungen der Welt sind nicht auf Kurs. Das ‚Klimapaket‘ der Bundesregierung braucht dringend politische Maßnahmen, die zu einer starken und raschen Senkung unseres Ausstoßes von Treibhausgasen führen. Die Wissenschaft zeigt sehr deutlich: Wenn wir den gegenwärtigen Pfad weiter beschreiten, dann führt dieser zu größeren Klimaschäden – und wahrscheinlich zu gefährlichen Rückkopplungsschleifen und Dominoeffekten im Erdsystem. Es geht hier nicht um den Schutz der Umwelt; es geht um den Schutz der Menschen.“ Stellvertretend für die jüngere Generation, die im Falle eines Versagens der internationalen Klimapolitik die Folgen tragen müsste, forderte auch Luisa Neubauer, endlich konkret zu werden und zu handeln.

How to understand the urgency

Die drei Sonderberichte des Weltklimarats (International Panel on Climate Change, IPCC) zu 1,5 Grad Erwärmung, Klimawandel und Landsysteme sowie Ozean und Kryosphäre, die in den vergangenen zwölf Monaten erschienen sind, spiegeln ebenfalls die Dringlichkeit wider, den Kurswechsel zu schaffen. Professor Hans-Otto Pörtner, Ko-Vorsitzender der IPCC-Arbeitsgruppe II, stellte sie beim Berliner Briefing vor.

Briefing zur COP 25 © DKK, Stephan Roehl
Briefing zur COP 25 © DKK, Stephan Roehl
Briefing zur COP 25 © DKK, Stephan Roehl

Marie-Luise Beck, Geschäftsführerin des Deutschen Klima-Konsortiums, reflektierte im Anschluss, wie wissenschaftsbasierte Klimakommunikation helfen kann, um vom Wissen zum Handeln zu kommen. Sie sagte: „Während der Klimakonferenzen ist die Aufmerksamkeit für den Klimawandel besonders groß – genauso aber auch die Gefahr, dass sich viele Menschen ohnmächtig fühlen und Verzicht fürchten. Das zeigt die Forschung und Reflexion zur Klimakommunikation, mit der wir uns als Wissenschaftsverband intensiv beschäftigen. Deshalb sollten wir in den kommenden Wochen auch über die Chancen einer klimafreundlichen Welt sowie die bereits existierenden Lösungen sprechen. Zum Beispiel sind die Kosten für Fotovoltaik in den vergangenen zehn Jahren um 80 Prozent gesunken, Strom wird heute so technisch am kostengünstigsten produziert.“

How to build up a future economy

Schließlich ging es um die Veränderungsbereitschaft der Wirtschaft. Professor Gernot Klepper, Koordinator des Klimadialogs des BMBF und Vorstandsmitglied des Deutschen Klima-Konsortiums, zeigte, wie weit viele Unternehmen schon sind. In der anschließenden Expertenrunde wurde diskutiert, was die Wirtschaft von der Politik braucht, um Nachhaltigkeit mit Wettbewerbsfähigkeit zu verbinden.

Briefing zur COP 25 © DKK, Stephan Roehl
Briefing zur COP 25 © DKK, Stephan Roehl
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Rund 450 Besucherinnen und Besucher aus dem Diplomatischen Corps, der Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft tauschten sich bei der gemeinsamen Veranstaltung des Auswärtigen Amts, des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit und des Wissenschaftsverbands Deutsches Klima-Konsortium aus.

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