Am 31. Oktober haben die Verhandlungen auf der 26. UN-Klimakonferenz (COP 26) im schottischen Glasgow begonnen. Unter Vorsitz Großbritanniens in Partnerschaft mit Italien verhandeln dort Regierungsvertreterinnen und -vertreter aus 197 Ländern. Bis zum 12. November sollen die letzten noch offenen Fragen des Regelwerks zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens geklärt werden. Außerdem ist die Konferenz von Glasgow das erste Treffen, auf dem die Staaten laut dem Ambitionsmechanismus des Pariser Abkommens ihre national festgelegten Beiträge zum Klimaschutz prüfen. Damit soll langfristig das gemeinsame Ziel von Paris, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 – möglichst 1,5 – Grad Celsius zu begrenzen, erreicht werden. Auch der aktuelle Bericht des Weltklimarats IPCC spielt auf dem Klimagipfel eine wichtige Rolle. Dieser legte dar, dass wir bereits eine Erwärmung von 1,1 Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit erreicht haben und somit ohne eine sofortige, rasche und umfassende Reduktion der Treibhausgasemissionen eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius nicht einzuhalten sein wird. Dies und mehr diskutierten Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft vorab auch beim Online-Briefing des Auswärtigen Amts, Bundesumweltministeriums und Deutschen Klima-Konsortiums zur COP 26.
Rund 20.000 Menschen sind zum Klimagipfel vor Ort in Glasgow, darunter auch viele Forschende aus den Mitgliedseinrichtungen des Deutschen Klima-Konsortiums. Sie beteiligen sich mit ihrem Fachwissen an Diskussionen, halten Vorträge, veranstalten Side-Events und verfolgen die Verhandlungen. Wir haben erste Einschätzungen von Expertinnen und Experten zur Klimakonferenz sowie einige Angebote unserer Mitgliedseinrichtungen zusammengestellt – mit Blick auf die Größe der Veranstaltung jedoch ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
„Wir brauchen verlässliche und konkrete Pläne, wie eine CO2-neutrale Zukunft erreicht wird. Denn wie heißt es so schön: ein Ziel ohne Plan ist nur ein Wunsch. Eine Festlegung auf Zwischenziele und die Verpflichtung der Staatengemeinschaft auch kurzlebige klimawirksame Stoffe, beispielsweise das Methan, zu reduzieren sind jetzt notwendig, um das Pariser Klimaschutzabkommen in die Umsetzung zu bringen“, sagt Astrid Kiendler-Scharr, DKK-Vorstandsvorsitzende und Atmosphärenforscherin am Forschungszentrum Jülich.
„Das Regelwerk des Pariser Übereinkommens muss in Glasgow endlich unter Dach und Fach gebracht werden. Das ist eine scheinbar kleine, sehr konkret definierte Sache, die aber unbedingt erledigt werden muss. Die Einigung über den Artikel 6 muss dabei so aussehen, dass ein Missbrauch verhindert wird. Länder wie Mexiko oder Brasilien, die ihre Bezugsgrößen bei den CO2-Emissionen schönrechnen wollen, müssen gestoppt werden. Es gibt leider Signale, dass einzelne Länder dem nachgeben wollen. Wenn das in den Vertrag Eingang finden sollte, wird es schwierig“, sagt Reimund Schwarze, Umweltökonom am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung.
„Die COP 26 in Glasgow ist die erste nach der Corona-Unterbrechung von 2020. Es ist auch die erste Konferenz nach dem Inkrafttreten der Pariser Übereinkunft. Und obwohl es in den letzten Jahren positive Zeichen gab - der Preisverfall bei Erneuerbaren etwa, oder die Ankündigung von Netto-Null Emissionszielen von vielen Ländern – reichen die Anstrengungen im Moment bei weitem nicht aus, um die Erderwärmung einzudämmen. Globale Konferenzen wie diese werden daran nichts grundsätzlich ändern, da die Umsetzung weitgehend im nationalen Kontext stattfindet. Hier müssen die entscheidenden Weichen gestellt werden. Dennoch sind solche Konferenzen wichtig, weil sie Aufmerksamkeit für das Thema schaffen. Sie bieten neue Möglichkeiten zur Vernetzung von Klimaaktivist:innen, aber auch für Firmen und Städte. Wenn die Klimabewegung so wieder Auftrieb bekommt, kann dies den Druck auf politische und private Akteure erhöhen“, sagt Stefan Aykut, Soziologe am Exzellenzcluster für Klimaforschung CLICCS der Universität Hamburg.
„Außerhalb der Verhandlungsräume findet eine andere COP statt – eine COP, bei der Interessenvertreterinnen und -vertreter aus allen Bereichen der Gesellschaft und aus allen Ecken der Welt unzählige Treffen und Veranstaltungen abhalten, um zu versuchen, die Verhandlungen zu beeinflussen, sich Gehör zu verschaffen und allgemein dazu beizutragen, den Klimaschutz voranzutreiben. Da ich seit 2015 regelmäßig an der COP teilnehme, kann ich aus erster Hand berichten: Es kann aufregend, hektisch und überwältigend sein. Am IASS haben wir uns gefragt, ob es nicht andere Kommunikationsformate gibt, mit denen die unglaubliche Vielfalt und das kollektive Fachwissen der an der COP Teilnehmenden besser genutzt werden können“, berichtet Kathleen Mar, Wissenschaftlerin am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung, in der DKK-Kolumne.
„Wenn sich jetzt die internationale Politik in Glasgow trifft, müssen wir das wie eine absolute Deadline verstehen für die globale Umsetzung von ökologischem, ökonomischem und sozialem Gleichgewicht“, sagt Antje Boetius, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts sind vor Ort, beteiligen sich an Veranstaltungen der COP 26 und berichten von ihren Erfahrungen und Erkenntnissen aus der Polar- und Meeresforschung. Eine Themenwebseite fasst die Informationen zusammen.
Übersicht von Forschenden, die Fragen zu spezifischen Themen für die Presse-Berichterstattung beantworten können. Einige davon sind in Glasgow vor Ort.
CSS Director Stefan Aykut takes stock of the COP process in an interview with the Green European Journal.
Hintergrundwissen, aktuelle Interviews mit Helmholtz-Forschenden zum Klima-Gipfel sowie deren Beteiligung vor Ort in Glasgow wird auf dieser Themenseite gesammelt.
Forscherinnen und Forscher des Climate Service Center Germany, einer Einrichtung des Helmholtz-Zentrum Hereon, sind vor Ort in Glasgow aktiv.
Das Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung ist mit Expertinnen und Experten vor Ort dabei. Andere Forschende leisten einen Beitrag bei virtuellen Veranstaltungen. Das IASS ist zudem wieder mit einem Reflection and Dialogue Space präsent, der die Kommunikationskultur der COP durch engagierten Austausch und wechselseitiges Lernen verbessern soll.
Auf der Website und dem Instagram-Kanal des Süddeutschen Klimabüros wird während der COP 26 regelmäßig berichtet.
As compounding impacts from our worsening climate crisis become more visible around the globe, leading researchers at COP26 highlight urgent and interconnected risks and solutions. The 10 New Insights in Climate Science series is a horizon scan of the most pressing research findings and emerging scientific insights to help inform immediate and equitable transformations across sectors to preserve a safe and habitable planet.
Die Konferenz steht unter dem Motto „Die Welt vereinen, um den Klimawandel zu bekämpfen“ und ist ein Glaubwürdigkeitstest für die globalen Anstrengungen, das 2015 mit dem Pariser Klimaabkommen festgelegte Ziel, die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius gegenüber vorindustrieller Zeit zu begrenzen, tatsächlich umzusetzen. Der Artikel des Umweltbundesamts fasst Motto und Ziele der Konferenz zusammen, gibt Einblick in den UNEP Emissions Gap Report sowie den UNFCCC Report zu den nationalen Beiträgen zum Klimaschutz (NDCs) und gibt Informationen zur Beteiligung des UBA bei der COP.
Das vielfältige Programm des Deutschen Pavillon findet in diesem Jahr auch virtuell statt, wird live aus Glasgow übertragen und bietet digitale Möglichkeiten zur Beteiligung sowie zum Netzwerken. Die Bundesregierung hat bei der Programmgestaltung auch diverse nichtstaatliche Akteure aus den Bereichen Umwelt, Entwicklung, Wirtschaft, Gewerkschaften, Kommunen und Jugend einbezogen. Erstmals war dabei auch die Wissenschaft vertreten. Das Deutsche Klima-Konsortium war zusammen mit Vertretern des DKN Future Earth und dem Deutschen Institut für Entwicklungspolitik an dem Beitrag der Klimaforschung zur Programmgestaltung beteiligt.
The European Union, like in previous years, provides a space for side events seeking to stimulate the debate on key thematic areas, facilitating dialogue with Party delegates and other participants, as well as launching new initiatives and partnerships and showcasing inspiring and successful projects or policies. A lot of input from German climate research is also represented here.
Science has long had a vital role in underpinning climate policy and action. In this crucial year for uniting the world to tackle climate change, the COP26 science pavilion, co-hosted by the World Meteorological Organization (WMO), the Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) and the Met Office, with support from the UK COP26 Presidency, will demonstrate the science community’s continued commitment to underpin action on climate change.
2. November 2021
Bildnachweis: UNFCCC via flickr (CC BY-NC-SA 2.0)