Die Klimawissenschaft ist eine relativ junge Querschnittsdisziplin. Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts hat man begonnen, die klimarelevanten Prozesse und Bedingungen in der Atmosphäre, auf dem Land und in den Ozeanen zu enträtseln. Diese Prozesse, die Wechselwirkungen zwischen den genannten Räumen im gesamten Erdsystem sowie der menschliche Einfluss auf und der Umgang mit den Folgen stehen auf ihrer Agenda.
Ein eigener Studiengang Klimawissenschaften existiert nicht. Um das Klima und die unterschiedlichen Treiber, die es verändern, zu verstehen, ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener naturwissenschaftlich geprägter Fachgebiete notwendig. Das sind vor allem die klassischen Fächer Physik, Meteorologie und Chemie. Das Klima ist außerdem Teil des Systems Erde. Die Sentenz "alles ist mit allem verbunden" gilt hier in besonderer Weise. Deshalb spielen die Geowissenschaften, die sich in viele Disziplinen untergliedern, in der modernen Klimaforschung ebenfalls eine zentrale Rolle. Das sind vor allem: Geologie, Geophysik, Geographie, Ozeanographie und Hydrologie aber auch Spezialfächer wie Paläontologie, Geodäsie, Glaziologie oder Geochemie. Die Klimaforschung arbeitet intensiv mit Klimamodellen, um das Klima so realitätsnah wie möglich abbilden und Aussagen über seine künftigen Veränderungen machen zu können. In dem Maße, in dem die neueren Klimamodelle immer komplexer werden, steigt auch der Bedarf an MathematikerInnen und InformatikerInnen, die mit diesen Modellen umgehen und sie weiterentwickeln können - und gleichzeitig etwas vom Klima verstehen.
Wenngleich es noch keinen eigenständigen Studiengang Klimawissenschaften gibt, werden bereits vereinzelt Studiengänge, die oben genannte klassische Fächer zu vereinen versuchen, angeboten, wie beispielsweise der Masterstudiengang “Integrierte Klimasystemwissenschaften“ an der Universität Hamburg.
In der Klimaforschung geht es zentral um die systematische Erhebung, Sammlung und Analyse von Daten aus Ozean, Atmosphäre und unterschiedlichen Landschaften sowie ihre Interpretation in Bezug auf das Klima. Die Güte der Daten tragen zu einem weitergehenden Verständnis der Prozesse bei und darüber hinaus zur Validität der Klimamodelle. Für Wetterbeobachtungsdaten wie Mitteltemperatur oder Niederschlagssumme liegen z. B. für Deutschland lückenlose Zeitreihen seit 1881 vor. Ein unschätzbar wertvoller Datenpool, den der Deutsche Wetterdienst verwaltet und bei Bedarf zu Forschungszwecken zur Verfügung stellt. Für andere Bereiche gibt es nur wenige Daten, wie z. B. für die Bedingungen im tiefen Ozean, weil dort Messungen bis vor kurzem technisch kaum möglich waren. Andere Forschungsfelder, wie z. B. Biodiversität wurden erst nach und nach in ihrer Bedeutung für das Klima erkannt. Die Wechselwirkungen zwischen Ökosystemveränderungen, der Stressresistenz unterschiedlicher Spezies und dem Klima sind komplex wie wesentlich, sodass Biologie eine immer wichtigere Rolle spielt. Die Vielfältigkeit der Disziplinen setzt sich fort und beinhaltet auch Fächer wie Hydrobiologie oder die Fischereiwissenschaften. Beide Fächer sind über die Ökosystemforschung stark in die Klimaforschung eingebunden.
Der Forschungsbedarf ist also nach wie vor hoch und steigt sogar, denn der Mensch greift durch seine Lebensweise in das Klima ein und verändert es tiefgreifend, ohne dass er die Folgen kennt.
Zunehmend wichtig sind deshalb auch Disziplinen, die Lösungen entwickeln, wie der Klimawandel gemindert werden und wie der Mensch mit den heute schon absehbaren Folgen umgehen kann. Hierzu arbeiten andere Disziplinen: die Ingenieurswissenschaften, die zu erneuerbaren Energien, Smart Grid oder Energiespeichersysteme forschen, die Ökonomie, die Preis- und Wirtschaftsmodelle für eine CO2-arme Gesellschaft (low carbon society) entwickelt oder die Politikwissenschaft, die die Durchsetzungsmöglichkeiten für Klimaschutzziele analysiert. Weil Klimaschutz und Klimaanpassung keine rein technischen Probleme sind und auch von "den Politikern" allein nicht zum Erfolg gebracht werden können, rücken Fragen des kulturellen Wandels und der Wertigkeit von Konsumstilen immer mehr in den Fokus. Kommunikationswissenschaftler untersuchen zum Beispiel, wie die Medien Klimathemen kommunizieren, Soziologen, wie der Mensch den Klimawandel wahrnimmt und welche Bedeutung dies für sein persönliches Handeln hat. Ethiker untersuchen, mit welchen normativen Entscheidungen uns der Klimawandel konfrontiert und Historiker, welche Kulturen aufgrund vergangener Klima-Ereignisse beeinträchtigt wurden oder gar untergegangen sind.
Interdisziplinäres Arbeiten ist in der Klimaforschung unerlässlich, ebenso die Fähigkeit zur systemischen Bearbeitung von Forschungsfragen. Zudem ist die Klimaforschung stark international vernetzt. Gute Englischkenntnisse sind eine wichtige Voraussetzung, um Teil der Community der Klimawissenschaftlerinnen und Klimawissenschaftler zu sein.
Auf den folgenden Seiten finden Sie die Studienfächer, die in der Klimaforschung eine wesentliche Rolle spielen. Exemplarisch stellen wir Ihnen dazu Karrierewege von KlimaforscherInnen vor. Einen Anspruch auf Vollständigkeit in diesem sich dynamisch entwickelnden Feld erhebt diese Aufzählung nicht.
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