DKK-Jahrestagung 2024
Die Jahrestagung des Deutschen Klima-Konsortiums (DKK) am 25. April 2024 widmete sich gleich zwei Herausforderungen im Zusammenhang mit Kommunikation. Am Vormittag tagten die Mitglieder intern zur Kommunikation des 1,5 Grad-Ziels, einem Politikziel, das einerseits fest in internationalen Verträgen verankert ist, dessen Erreichbarkeit aber mit jedem Jahr, in dem die Trendwende nicht geschafft wird, schwindet. Wie kann und sollte die Wissenschaft mit diesem Dilemma umgehen? Am Nachmittag diskutierten Gäste aus Politik und Wissenschaft unter der Überschrift „Von der Zumutung, über Zumutungen zu sprechen“ die Frage, wie der Klima- und Umweltschutz wieder gezielt in den Fokus der politischen Agenda gerückt werden kann. Das Thema wurde durch Keynotes des Soziologen Professor Armin Nassehi und der Historikerin Professorin Hedwig Richter eingeleitet. Im anschließenden Panel kam die Politik mit den Bundestagsabgeordneten Lisa Badum und Dr. Thomas Gebhardt sowie dem Referatsleiter Klimaschutzpolitik des Bundeskanzleramtes Christian Büchter zu Wort. Die Moderatorin Dr. Tanja Busse leitete die anregende Debatte. Mehr....
Workshop am Vormittag in Gruppen © DKK L. Zeh Diskussion innerhalb des Plenums © DKK L. Zeh
Panel mit Armin Nassehi, Christian Büchter, Lisa Badum, Thomas Gebhart und Hedwig Richter (von links nach rechts) geleitet von Tanja Busse (Mitte) © DKK L. Zeh
Mitgliederversammlung: Neuer Vorstand
Zur Mitgliederversammlung am 26. April 2024 wurde satzungsgemäß der neue Vorstand aus dem Kreise der DKK-Mitglieder bestimmt. Alle fünf Kandidatinnen und Kandidaten wurden einstimmig gewählt. Mit Prof. Dr. Angela Oels steht beim DKK erstmals eine Sozialwissenschaftlerin an der Spitze. Der neue Vorstand präsentiert sich nun mit verjüngtem Team und hat auch sein Themenspektrum erweitert.
Von links: Thomas Hickler, Susanne Dröge, Angela Oels, Geschäftsführerin Marie-Luise Beck, Mark Lawrence und Markus Reichstein; Fotocredit © DKK S. Röhl
Allerdings war die Vorstandswahl auch mit einem Wermutstropfen verbunden: Dipl.-met. Tobias Fuchs, Leiter des Geschäftsbereiches Klima und Umwelt und Vorstandsmitglied des Deutschen Wetterdienstes, und Prof. Dr. Jochem Marotzke, Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg, wurden verabschiedet. Beide hatten zur Wahl nicht mehr kandidiert. Die Geschäftsführerin und der neue Vorstand danken für das jahrelange Engagement. Mehr...
Tobias Fuchs © DKK L. Zeh Jochem Marotzke © DKK L. Zeh
Kolumne "Zur Sache": Editorial mit Dr. Guy Pe'er
Im Rahmen unserer Kolumne „Zur Sache“ stellen sich monatlich Mitarbeitende der unterschiedlichen Mitglieds-Institutionen vor. Im Mai berichtet der Ökologe Dr. Guy Pe'er des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) über die Relevanz des Nature Restoration Law für Europa. Aktuell hat das EU-Parlament am 27. Februar 2024 das richtungsweisende Gesetz zur Wiederherstellung der Natur verabschiedet, doch der Europäische Rat blockiert die Schlussabstimmung. Mehr...
Dr. Guy Pe'er
2.1 Theoretische Methodiken und Klimasimulation
Bodenfeuchtevorhersagen des DWD
Das DKK-Mitglied, der Deutsche Wetterdienst (DWD), bietet ab sofort erweiterte Vorhersagen zur Bodenfeuchte an. Die Bodenfeuchte hat enorme Auswirkungen auf die Folgen von Wetterextremen wie Trockenheit, Dürre oder auch Starkregen. Die Bodenfeuchte kann für zwei bis fünf Wochen im Voraus oder auch saisonal für die nächsten sechs Monate unter diversen Bodenbeschaffenheiten vorhergesagt werden. Laut dem Klimavorstand, Tobias Fuchs, ist dieses Frühwarnsystem der Bodenfeuchte ein wichtiges Instrument im Katastrophenschutz. Die Land- und Forstwirtschaft kann sich demnach frühzeitig auf Gefahren wie Überschwemmungen, Dürren oder Waldbrände vorbereiten und einstellen. Mehr....
Screenshot einer interaktiven Bodenfeuchtekarte © DWD.
UFZ/GFZ: Neuer Ansatz für bessere Hochwasser-Frühwarnung
Hochwasserwarnkarte des Ahrtals (https://doi.org/10.1038/s41467-024-48065-y).
Ein Forschungsteam des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ) hat in der Zeitschrift Nature Communications ein Hochwasservorhersagesystem vorgestellt, das nicht nur Wasserstände an Pegeln, sondern auch hochaufgelöste Überflutungskarten bereitstellt. Die Folgen einer Überschwemmung können so präzise bis auf das Niveau einzelner Gebäude prognostiziert werden. Die steigende Häufigkeit von Extremereignissen infolge des Klimawandels erfordert Methoden zur schnelleren und expliziten Vorhersage. Mit dem kombinierten Vorhersagemodell des UFZ und GFZ konnte das extreme Hochwasserereignis im Ahrtal von 2021 rekonstruiert werden. Das Modell hat damit die erste Testphase bestanden. Für eine weitere Testphase wird im Sommer diesen Jahres das Modellsystem in den Gebieten an der Fils und an der Murr in Baden-Württemberg in Echtzeit erprobt. Mehr....
Hereon: Durchbruch bei Modellierung der Küstenmeere als CO2 Speicher
Küstenmeere bilden eine komplexe Übergangszone zwischen den beiden größten CO2-Senken des globalen Kohlenstoffkreislaufes: Land und Ozean. Ozeanforschenden ist es erstmals gelungen, die Rolle des Küstenozeans in einer lückenlosen Modelldarstellung zu untersuchen. Das Team um Dr. Moritz Mathis vom Exzellenzcluster für Klimaforschung CLICCS an der Universität Hamburg und dem Helmholtz-Zentrum Hereon konnte zeigen: Die Intensität der CO2-Aufnahme ist im Küstenmeer höher als im offenen Ozean. Dies belegt eine Studie, die im Fachjournal Nature Climate Change erschienen ist. Mehr....
Jülich: Mitarbeit an einem der energieeffizientesten Supercomputer
Das erste Modul des europäischen Exascale-Supercomputers JUPITER mit dem Namen JEDI kommt auf den ersten Platz in der Green500-Liste der energieeffizientesten Supercomputer. Das DKK-Mitglied Forschungszentrum Jülich des supercomputing Centre unterstützt dabei mit Expert:innen. Aufgrund der stets fortschreitenden Digitalisierung und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz wird immer mehr Rechenleistung und damit auch Energie benötigt. Der im April installierte erste Baustein, JEDI, schafft 72 Milliarden Rechenoperationen pro Sekunde pro Watt. Im Vergleich dazu kam der vorherige Spitzenreiter auf rund 65 Milliarden. Die enorme Rechenleistung von JUPITER soll dazu beitragen, die Grenzen wissenschaftlicher Simulationen zu erweitern und große KI-Modelle zu trainieren. Mehr....
JUPITER-Entwicklungsssystem JEDI (links, orange) in der Rechnerhalle des Jülich Supercomputing Centre Forschungszentrum © Jülich / Ralf-Uwe Limbach.
DKRZ: Extremwetterereignisse im Klimawandel
Im Rahmen des Projekts SCENIC simulieren die DKK-Mitglieder KIT und AWI am Deutschen Klimarechenzentrum (DKRZ), wie sich beobachtete Extremwetterereignisse mit dem Klimawandel ändern. Mit dem Schwerpunkt auf Europa sollen beispielsweise folgende Forschungsfragen angegangen werden: Welche Prozesse bestimmen Extreme, und wie werden sich diese Prozesse verändern? Welche Rolle spielen thermodynamische und dynamische Triebkräfte des Wandels? Wie gut bilden die Modelle Extremereignisse ab und was sind die Ursachen für Defizite? Wie empfindlich reagiert der Ozean auf extreme Grönland-Eisschmelze, und wie würden sich spezifische Extreme wie Kälteperioden bei einer durch die globale Erwärmung veränderten AMOC entwickeln? Was sind die Ursachen für die Luftverschmutzung während Hitzewellen und Dürreperioden in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft, und was bedeutet dies für Wasserressourcen, Ernteerträge und Wälder? Wie würden sich diese und andere Extremereignisse auf die Kohlenstoffbindung im Boden, die Emissionen von Nutzpflanzen, Hitzetote, Brände, Verkehrsunfälle und so weiter auswirken? Mehr....
Senckenberg/TROPOS: Steigende Brandgefahr für boreale Wälder
Mit dem Beginn der Sommerzeit rückt das Thema der Waldbrandgefahr wieder mehr in den Mittelpunkt der Gesellschaft. Thomas Hickler, Leiter der Arbeitsgruppe Biogeographie und Ökosystemforschung am Senckenberg Biodiversitäts- und Klimaforschungszentrum (SBiK-F, DKK-Mitglied), beschäftigt sich mit Fragen zur Walddynamik und der Veränderung unter dem Einfluss des Klimawandels. Feststeht, dass Brände an sich elementar wichtig für ein gesundes Ökosystem sind, da sie die Bestände verjüngen und die Nährstoffdynamik im Gleichgewicht halten. Jedoch entstehen aktuell bedingt durch den Klimawandel Brände von hoher Intensität so weit im Norden wie noch nie. Das vergangene Jahr 2023 gilt als eine der bislang schlimmsten Waldbrandsaisons in Wäldern der kaltgemäßigten Klimazone. In Kanada, Alaska und Sibirien wüteten unteranderem sogenannte Megafeuer. Solche Megafeuer bekommt der Mensch häufig nicht allein unter Kontrolle, sondern nur mit Unterstützung günstiger Winde oder viel Niederschlag. Mehr....
Dabei ist aber auch klar, dass die meisten Feuer menschgemacht sind. In diesem Zusammenhang fordern Experten wie unteranderem Thomas Hickler mehr über potenzielle Entzündungsquellen zu sprechen und zu sensibilisieren. Mehr....
Vorher/Nachher-Aufnahmen aus Vancouver nach dem Brand eines borealen Waldes 2023 © Honey Alas, TROPOS.
Im Rahmen der Charakterisierung und Analyse von Rauchpartikeln, die bei einem Waldbrand entstehen, arbeitet unteranderem der Doktorand Benedikt Gast des DKK-Mitglieds TROPOS an der Entwicklung einer Methode. Um die Aerosoltypen in unserer Atmosphäre besser unterscheiden zu können, senden sie drei verschiedene Wellenlängen an Laserstrahlen senkrecht in den Himmel. Die Wechselwirkungen des Lichts mit Molekülen und Partikeln lassen dann Rückschlüsse auf die unterschiedlichen Eigenschaften der Aerosole ziehen. Mithilfe von UV-Licht können Rauchpartikel beispielsweise fluoreszieren. Mehr....
2.2 Klima und Gesellschaft
CLICCS: Neue Studienreihe zu Gesellschaft und Dekarbonisierung
Das Team des Soziologen Stefan Aykut, vom Exzellenzcluster Klima, Klimawandel und Gesellschaft (CLICCS) der Universität Hamburg, hat in einer neuen Studie, die im Mai veröffentlicht wurde, den Stand der deutschen Klimawende untersucht. Der Antrieb für die Studie ist das im Klimaschutzgesetz verankerte Ziel, wonach Deutschland bis 2045 klimaneutral sein soll. Die Erfordernisse zum Erreichen des Ziels werden allerdings nur deutlich langsamer umgesetzt, da die gesellschaftlichen Umsetzungshürden für den Klimaschutz hoch erscheinen. Die Studie untersucht erstmals den Beitrag deutscher, europäischer und globaler Klimapolitik, sowie von Klimaprotesten und Klimaklagen, zu einer umfassenden Klimawende in Deutschland. Es wird die Plausibilität von Transformationsprozessen diskutiert und passend dazu eine Methodik für die Analyse der deutschen Klimawende entwickelt. Die Forschenden prüfen zudem jeweils, welche künftigen Entwicklungen weltweit nicht nur möglich, sondern – vor dem Hintergrund einer Abschätzung gesellschaftlicher Dynamiken – auch plausibel sind. Die Ergebnisse wurden unter Federführung der Mercator-Stiftungsprofessur für Soziologie zusammengetragen. Künftig wird dieser Bericht zur gesellschaftlichen Dynamik der deutschen Klimawende jährlich erscheinen. Mehr....
MPI-BGC: Erster Preis für Wissenschaftskommunikation
Das Max-Planck-Institut für Chemie gewinnt den ersten Preis des Informationsdienst Wissenschaft (idw) für die beste wissenschaftliche Pressemitteilung des letzten Jahres. Maßgeblich an der Pressemitteilung war ebenso das Max-Planck-Institut für Biogeochemie beteiligt. Die Gewinnermeldung trägt den Titel „Afrikanischer Rauch über dem Amazonas“ und wurde unter 20.000 Pressemitteilungen ausgewählt. In der Meldung wird eine Studie des MPI-C angeführt, in der Rußpartikel anhand ihrer Eigenschaften unterschieden und ihrer Quelle zugeordnet wurden. Sie fanden heraus, dass Buschfeuer und brennende Savannen im nördlichen und südlichen Afrika das ganze Jahr über erheblich zur Luftverschmutzung in Zentralamazonien beitragen, und damit auch eine wichtige Rolle im atmosphärischen Strahlungshaushalt und im Wasserkreislauf spielen. Ursache ist ein effizienter transatlantischer Partikeltransport durch die Atmosphäre. Der Preis würdigt damit Pressemitteilungen von hoher handwerklicher Professionalität, Nachrichtenwert und wissenschaftlicher Relevanz. Mehr....
2.3 Neue Abkommen und Gesetze
UBA: Das Dossier zur Begrenzung von PFAS wird von der ECHA geprüft
Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hat die nächsten Schritte zur wissenschaftlichen Bewertung des Beschränkungsdossiers für Per- und Polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) vorgestellt. Das Dossier wurde unter anderem vom DKK-Mitglied dem Umweltbundesamt (UBA) in Zusammenarbeit mit Umweltinstituten aus Dänemark, Niederlanden, Schweden und Norwegen im Januar 2023 verfasst. PFAS zeichnen sich durch Ihre besondere Langlebigkeit und Stabilität aus und werden daher auch häufig Ewigkeitschemikalien genannt. Da PFAS jedoch in sehr vielen Alltagsgegenständen wie beispielsweise Pfannen, Outdoorjacken, Take-Away Verpackungen, Kältemittel und Galvaniken genutzt werden, wird aktuell ihr Ausmaß an Umwelt- und Gesundheitsrisiko für Menschen untersucht. Feststeht bereits jetzt, dass PFAS mit steigendem Trend im Grundwasser als auch in der Luft nachgewiesen werden konnten. Die fluorierten Verbindungen sind fast alle ausschließlich synthetisch hergestellt und kommen nicht natürlich vor. Im Juni diskutiert die ECHA über Metallbeschichtungen und die Herstellung von Metallprodukten sowie weiteren Gefahreneigenschaften von PFAS. Mehr....
Einsatz von PFAS in diversen Produkten © UBA.
UFZ/AWI: Globales UN-Abkommen gegen Plastikmüll
Gelangt Plastik ins Meer, verwittert es mit der Zeit und zerfällt in kleine Bruchstücke. Wenn Meerestiere diese Plastikpartikel aufnehmen, kann dies ihre Gesundheit massiv beeinträchtigen. Große Plastikansammlungen können daher das biologische Gleichgewicht der Meeresökosysteme stören. In einer Studie haben die DKK-Mitglieder, ein Forschungsteam des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Zusammenarbeit mit dem Alfred-Wegener-Institut (AWI), in einem entlegenen Meeresschutzgebiet im Pazifischen Ozean nun ebenso große Mengen Plastikmüll und Mikroplastik nachgewiesen wie in einem der größten bekannten Müllstrudel. Aktuell wird dazu auch vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) ein globales Plastikabkommen verabschiedet, um die Verschmutzung der Meere zu minimieren. Das Abkommen soll dabei den gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen berücksichtigen. Mehr....