Kolumne "Zur Sache"

Der Trump-Effekt könnte gering sein

Prof. Dr. Mojib Latif © GEOMAR, J. Steffen

Die USA sind aus dem Übereinkommen von Paris ausgetreten. Was diese Entscheidung für das globale Klimasystem bedeutet, kommentiert der DKK-Vorstandsvorsitzende Prof. Mojib Latif. Seine Hoffnung ist, dass der US-Präsident eine Randnotiz der Geschichte bleibt.

Ein Editorial von Prof. Dr. Mojib Latif, Geomar, Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Nachdem der US-Präsident wochenlang mit der Kündigung des Übereinkommens von Paris gedroht hatte, hat er die Drohung gestern in die Tat umgesetzt. Was dies für das globale Klima bedeutet, wird gerade heftig diskutiert – in der Politik, in der Öffentlichkeit und auch an manchem Küchentisch und Kneipentresen.

Aus der Sicht eines Klimawissenschaftlers ist die entscheidende Frage, ob und wie sehr diese Entscheidung tatsächlich einen bremsenden Effekt auf die weltweiten Bemühungen haben wird, die Treibhausgase zu reduzieren.

So könnte der Ausstieg der Vereinigten Staaten aus dem Paris-Abkommen nur die derzeitige US-amerikanische Legislaturperiode betreffen. Für das Erdklima, das träge reagiert, ist das eine zu kurze Zeit, um einen nennenswerten Effekt zu zeigen. Auch könnten andere große CO2-Emittenten die US-amerikanische Verweigerung auffangen, allen voran China, indem sie entschlossener als zuvor auf den Pfad einer treibhausgasarmen Wirtschaftsweise einschwenken. Der G6-Beschluss auf der G7-Konferenz vergangene Woche scheint darauf hinzudeuten, dass dies nicht unrealistisch ist. Insofern ist das Ziel von Paris, die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen, immer noch zu schaffen. Wünschenswert wäre in diesem Zusammenhang, dass auch Deutschland seine Anstrengungen zum Klimaschutz wieder intensiviert. Die versprochene Reduzierung der deutschen Emissionen um 40 Prozent bis 2020 gegenüber denen von 1990 ist leider in weite Ferne gerückt.

Der heftige Gegenwind, der dem US-amerikanischem Präsidenten nun aus seinen eigenen Bundesstaaten, vielen Organisationen, aber insbesondere der US-Wirtschaft entgegenbläst, weist zudem darauf hin, dass Trump zwar die Gemüter seiner Klientel bedient, aber die Mehrheit der US-Bürger offenbar brüskiert hat. Führende Wirtschaftsvertreter, die sich jetzt offen gegen diese Entscheidung stellen, haben begriffen, dass der Zug in Richtung Erneuerbare Energien längst abgefahren ist. Offen ist nur noch, wie schnell er in die richtige Richtung fährt und wer dabei ist.

Am Ende – und das hat Trump ja mit seinem Austritt klargemacht – ging es ihm vor allem um die US-amerikanischen Beiträge zu den globalen Klimaschutzprojekten, die sich aus den jährlichen UN-Klimaverhandlungen ergeben. Das sind mehrere Milliarden Dollar, die nach der „America first“-Logik, an Nicht-Amerikaner verschwendet wurden und nun eingespart werden. Erkauft hat er sich diese Einsparung aber mit einem Verlust an internationaler Gestaltungsmacht, denn zukünftig werden die USA bei den Klimaverhandlungen isoliert sein. Einen finanziellen Beitrag, der ein langfristig lohnendes Ziel unterstützt – das sollte ein ehemaliger Immobilien-Tycoon wissen - nennt man eigentlich Investment und nicht Verschwendung.

Zum Autor

Prof. Dr. Mojib Latif ist DKK-Vorstandsvorsitzender. Er leitet den Forschungsbereich Ozeanzirkulation und Klimadynamik und zudem die Forschungseinheit Maritime Meteorologie am GEOMAR – Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Latif ist Autor der IPCC-Berichte 2001 und 2007.

 

 

2. Juni 2017

Bildnachweis: © GEOMAR, J. Steffen

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