Die Young Earth System Scientists community bringt Nachwuchsforschende über Fächergrenzen hinweg zusammen. Die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden viel stärker mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert sein als die Generation vor ihnen. Gaby Langendijk ist Vorstandsmitglied und schreibt in dieser Kolumne über die Erfahrungen und Ideen der nächsten Generation.
Ein Editorial von Gaby Langendijk, Young Earth System Scientists community
Kürzlich veröffentlichten Mitglieder der Young Earth System Scientists (YESS) community ihre Vorstellungen zur Zukunft der Erdsystemwissenschaften. Ich war eine der Autorinnen und Autoren. Wir identifizierten vier Herausforderungen an unser Forschungsgebiet: die nahtlose und skalenübergreifende Vorhersage von Erdsystemprozessen, die Kommunikation mit der Öffentlichkeit, die Nutzerorientierung der Wissenschaft und die Interdisziplinarität. Der Artikel wurde im englischsprachigen Journal „Bulletin of the American Meteorological Society“ (BAMS) veröffentlicht und zeigt sowohl unsere wissenschaftliche Vision als auch die Bereitschaft, mit unserer Forschung einen Beitrag für die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft zu leisten.
In den vergangenen zwei Jahren habe ich für das Weltklimaforschungsprogramm WCRP (World Climate Research Programme) gearbeitet und nach Möglichkeiten gesucht, Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler besser in die internationale Forschungsgemeinschaft einzubinden. Obwohl mittlerweile immer mehr Frauen und Menschen unterschiedlicher Herkunft Teil der Community sind, zeigt sich dennoch in der Zusammensetzung von Kommissionen und Gremien oft, dass noch weitere Anstrengungen für mehr Vielfalt nötig sind. Darüber hinaus werden Grenzen zwischen unterschiedlichen Forschungsdisziplinen deutlich, sobald Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gefordert sind, interdisziplinär oder gar transdisziplinär zu arbeiten, um Lösungen für die komplexen Probleme des Klimawandels zu finden.
Es sind genau diese Aspekte, bei denen die kommende Generation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine Schlüsselrolle spielen wird. Unser Studium war bereits oft interdisziplinär ausgerichtet, wir sind Kollaborationen auch außerhalb der traditionellen akademischen Disziplinen gewohnt. Außerdem sind Forschende durch die neuen Möglichkeiten der digitalen Kommunikation inzwischen weltweit vernetzt, was es auch leichter macht, alte politische und institutionelle Grenzen zu überwinden.
Diese interdisziplinäre und globale Ausrichtung ist bei YESS klar erkennbar – unser Netzwerk für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler hat über 1000 Mitglieder aus über 90 verschiedenen Nationen weltweit. Momentan bin ich ein Mitglied des YESS-Vorstands und damit Teil einer internationlen Gruppe von Forschenden aus der Wetter- und Klimaforschung, Ökonomie, Soziologie, Architektur und den Ingenieurswissenschaften. Innerhalb von YESS sind wir überzeugt davon, dass ein globales Netzwerk über Länder- und Fächergrenzen hinweg für unsere Generation sehr wichtig ist.
YESS sucht Wege, den Perspektiven von jungen Forschenden in der etablierten Wissenschaftsgemeinschaft Gehör zu verschaffen: Wir nehmen an internationalen Konferenzen teil, organisieren Treffen für Nachwuchsforschende und Side-Events oder bringen neue Präsentationsformate ein. Neben der zu Beginn erwähnten BAMS-Veröffentlichung, publizieren YESS-Mitglieder auch in vielen weiteren Wissenschaftsbereichen. Eine aktuelle Forschungsarbeit diskutiert Möglichkeiten, wie Nachwuchsforschende noch stärker in das Wirken des Weltklimarats IPCC einbezogen werden können. Dafür wurde eine weltweite Studie mit über 500 Teilnehmenden durchgeführt. Nachwuchsforschende wurden in Bezug auf eine Beteiligung am IPCC-Prozess nach ihrer Motivation, ihren Ideen und Hindernissen gefragt. Außerdem wurden auch leitende IPCC-Mitwirkende dazu befragt. Die Ergebnisse werden bald in einem internationalen wissenschaftlichen Journal publiziert.
Durch die Aktivitäten und Forschungsarbeiten versucht YESS den Nachwuchsforschenden eine gemeinsame Stimme zu geben, um sie stärker an Entscheidungsprozessen zu beteiligen, ihre Ideen in die bestehende Forschung einzubringen und damit eine aktive Rolle bei der zukünftigen Gestaltung der Erdsystemwissenschaften zu spielen.
Zur Autorin
Gaby Langendijk ist Vorstandsmitglied bei YESS und hat diesen Text mit der Unterstützung des YESS Council geschrieben. Sie schreibt ihre Doktorarbeit am Climate Service Center Germany (GERICS). Mehr Informationen zur YESS community gibt es auf deren Website.
Übersetzung ins Deutsche
Jörg Burdanowitz ist Mitglied der YESS community. Er arbeitet am Meteorologischen Intitut der Universität Hamburg und am Max-Planck-Intitut für Meteorologie (MPI-M).
30. Januar 2018
Bildnachweis: © G. Langendijk
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