Kolumne "Zur Sache"

Weniger Emissionen durch CO2-Preise

Sonja Peterson © IfW, Michael Stefan

Im Juli berät das Klimakabinett der Bundesregierung über eine CO2-Bepreisung. Professorin Sonja Peterson forscht zu diesem Thema. In ihrer Kolumne erklärt sie klar und einfach, was dahintersteckt. 

Ein Editorial von Prof. Dr. Sonja Peterson, Kieler Institut für Weltwirtschaft

Im Klimaabkommen von Paris ist vereinbart, dass weltweit die Treibhausgasemissionen drastisch sinken müssen. Wichtig ist dabei, dass Emissionsziele tatsächlich erreicht werden, dies so wenig wie möglich kostet und die Kosten sozialverträglich verteilt werden. Preise für Treibhausgasemissionen – und damit vor allem für CO2 – sind dafür ein sehr gutes Instrument.

Wenn CO2 etwas kostet, dann „verbrauchen“ wir weniger CO2. Es lohnt sich dann Technologien zu entwickeln, die weniger Emissionen erzeugen, und es lohnt sich diese Technologien einzusetzen. Unternehmen überlegen: Ist es billiger, den CO2-Preis zu zahlen oder die Emissionen zu reduzieren? Dort wo es teurer ist zu vermeiden, wird der CO2-Preis gezahlt; dort wo es billiger ist zu vermeiden, wird vermieden. Auf diese Weise werden dort Emissionen eingespart, wo es am günstigsten ist. Vermeidung kostet also so wenig wie möglich. All dies geschieht quasi automatisch und ganz ohne weitere Verbote und Vorschriften. Das ist ein Vorteil, denn die Politik kann nicht wissen, welche Technologien am besten sind und wo am besten Emissionen eingespart werden. Damit diese Mechanismen optimal funktionieren, sollten alle Emissionen weltweit denselben CO2-Preis haben.

Die Frage ist, wo ein CO2-Preis herkommt. Die erste Möglichkeit ist, dass der Staat einen Preis festsetzt. Dies ist die jetzt diskutierte CO2-Steuer – oder besser CO2-Abgabe, weil die Einnahmen zweckgebunden für den Klimaschutz verwendet werden. Die zweite Möglichkeit ist, dass der Preis in einem Emissionshandelssystem entsteht. Dies funktioniert so: Für jede Tonne CO2, die ein Unternehmen freisetzt, muss es ein Emissionszertifikat, also eine Erlaubnis, vorlegen. Die Menge an Zertifikaten wird vom Staat begrenzt. Die Unternehmen erhalten kostenlos eine bestimmte Menge an Zertifikaten oder, noch besser, müssen sie ersteigern. Mit den Zertifikaten können die Unternehmen dann handeln. So entsteht ein Markt für Zertifikate, auf dem sich ein Preis für CO2 bildet. Der Preis steigt etwa, wenn das Angebot sinkt (also weniger Zertifikate ausgegeben werden) oder die Nachfrage steigt (weil mehr Produkte mit hohen Emissionen gekauft werden). Der Mechanismus, dass dort Emissionen gespart werden, wo es am billigsten ist, funktioniert genauso wie bei einer CO2-Abgabe.

Durch die begrenzte Zertifikatmenge hat ein Emissionshandelssystem den großen Vorteil, dass Emissionsziele tatsächlich erreicht werden. Wie stark die Emissionen durch eine CO2-Abgabe sinken, ist dagegen unklar. In Europa gibt es bereits ein Emissionshandelssystem für knapp die Hälfte aller Treibhausgasemissionen. Eine CO2-Abgabe wird jetzt vor allem für Emissionen diskutiert, die noch nicht Teil dieses Systems sind. Am besten wäre es, alle diese Emissionen würden europaweit auch in das Emissionshandelssystem aufgenommen. Dann ist sicher, dass die europäischen Klimaziele erreicht werden und alle Emissionen den gleichen Preis haben. Hierfür sollte sich auch Deutschland einsetzen. Wenn das nicht machbar ist, sollte Deutschland zumindest versuchen alle deutschen Emissionen aufzunehmen. Ist das auch nicht möglich, dann ist eine CO2-Abgabe die richtige Antwort. Um CO2-Preise über die EU hinaus zu schaffen, sollte die EU dafür sorgen, dass Produkte, die in die EU importiert werden, auch für ihre CO2-Emissionen bezahlen müssen. Das ist auch fair, weil die Unternehmen in der EU sonst einen Nachteil haben: Sie zahlen einen CO2-Preis, die Unternehmen im Ausland, die die gleichen Dinge produzieren, aber nicht.

Bleibt das dritte Ziel einer sozialverträglichen Klimapolitik. Der Staat nimmt sowohl durch die Versteigerung von Zertifikaten Geld ein als auch durch CO2-Abgaben. Diese Gelder sollten verwendet werden, um die Bürgerinnen und Bürger zu entlasten – und zwar vor allem die, die ohnehin wenig Einkommen haben und daher von einem CO2-Preis besonders stark belastet würden. Sie könnten sogar durch ihren sparsamen Energieverbrauch am Ende mehr Geld in der Tasche haben – je nachdem, wie das Rückerstattungsmodell ausgestaltet wird.

Insgesamt sorgen CO2-Preise dafür, dass Emissionen sinken und dies möglichst wenig kostet. Ein Emissionshandelssystem schafft einen CO2-Preis und es ist sicher, dass Emissionsziele wirklich erreicht werden. CO2-Abgaben senken auch die Emissionen, es ist aber nicht klar wie sehr. Dennoch sind CO2-Abgaben dort, wo ein Emissionshandel nicht eingeführt werden kann, ein sehr sinnvolles Instrument.

 

Zur Autorin
Prof. Dr. Sonja Peterson
ist wissenschaftliche Geschäftsführerin des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW). Seit über 15 Jahren fokussieren sich ihre Forschungs- und Beratungsaktivitäten auf die europäische und internationale Klimapolitik.

Weitere Informationen

 

24. Juni 2019

Bildnachweis: IfW, Michael Stefan

 

 

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