Kolumne "Zur Sache"

Wie die Universität Heidelberg nachhaltiger wird

Dr. Maximilian Jungmann und Irina Merz

Im November 2023 wurde der Sustainability Think Tank (STT) an der Universität Heidelberg ins Leben gerufen. Sein Ziel: eine kohärente Nachhaltigkeitsstrategie für die Universität mit breiter Beteiligung der Forschenden, Lehrenden, Studierenden und Verwaltung zu entwickeln. Doch was genau steckt hinter diesem partizipativen Ansatz?

Ein Editorial von Irina Merz und Dr. Maximilian Jungmann, Heidelberg Center for the Environment (HCE) der Universität Heidelberg

Der STT ist direkt am interdisziplinären Forschungsinkubator zu Umweltthemen, dem Heidelberg Center for the Environment (HCE), angesiedelt und besteht aus verschiedenen Arbeitsgruppen, die sich regelmäßig treffen, um Ideen zu formulieren und Lernerfahrungen zu teilen. Die AGs beschäftigen sich mit Nachhaltigkeit in der Forschung, im Forschungsbetrieb, in der Lehre sowie in Transfer und Kommunikation. Zwei Mal pro Semester tagt das sogenannte Plenum, in dem alle auf den aktuellen Stand gebracht werden, Synergien identifiziert und mögliche Trade-Offs verhindert werden sollen. In den Prozess können sich alle interessierten und engagierten Mitarbeitenden und Studierenden der Universität Heidelberg aktiv einbringen.

Der STT fungiert als Bottom-Up-Instrument der Universität Heidelberg und spielt eine zentrale Rolle im Beteiligungsprozess, indem er die Ideen der internen Stakeholder sammelt und für die Strategieentwicklung aufbereitet. Als Katalysator bündelt der STT das Engagement und die Kreativität der Universitätsgemeinschaft und erarbeitet konkrete Vorschläge für Maßnahmen. Wichtig für die Umsetzung ist aber nicht nur, dass vielseitige Ideen generiert werden, sondern auch, dass die Perspektiven des Rektorats, also der Top-Down-Ebene, einbezogen werden. Durch die enge Abstimmung zwischen STT und Rektorat werden die Ideen so aufbereitet, dass beispielsweise Kosten und Nutzen analysiert und dem Rektorat eine solide Basis für die spätere Entscheidung geliefert wird. Bei der Entwicklung der Ideen genießen die Mitglieder gleichzeitig volle Freiheit und werden ermutigt, auch Utopien in den Prozess einzubringen.

Die Vielfalt an Perspektiven fördert nicht nur den inneruniversitären Austausch, sondern sorgt auch dafür, dass sich die Beteiligten eingebunden und gehört fühlen und die Maßnahmen an den tatsächlichen und alltäglichen Bedarfen und Erfahrungen ausgerichtet werden können. Unerlässlich ist dabei eine klare Definition von Nachhaltigkeit zu Beginn des Prozesses, um ein gemeinsames Verständnis des Begriffs zu schaffen. Bei der Erarbeitung von Ideenvorschlägen treten jedoch auch verschiedene Herausforderungen auf. So stoßen die motivierten STT-Mitglieder immer wieder auf bürokratische Hürden und Abhängigkeiten von externen Akteuren. Allerdings befruchten diese Erfahrungen wiederum Forschungsprojekte zu Erfolgsfaktoren und Hürden von Transformationsprozessen am HCE.

Die Arbeitsatmosphäre während dieses Prozesses war durchweg produktiv und angenehm, was das Engagement aller Beteiligten zusätzlich förderte. Zentral war hierbei vor allem ein effektives Erwartungsmanagement sowie eine klare und transparente Kommunikation mit allen Beteiligten. Der Aufbau eines Nachhaltigkeitsteams ist daher ein integraler Bestandteil des Transformationsprozesses und ein wichtiger Schritt, um eine nachhaltige Entwicklung langfristig erfolgreich zu gestalten.

Insgesamt bietet der Prozess damit bereits jetzt die Chance, die Universität Heidelberg nachhaltig zu verändern sowie wertvolle Erkenntnisse für künftige Transformationsprozesse zu gewinnen. Das Strategiepapier wird dem Rektorat im Herbst 2024 vorgestellt und dann zur Nachhaltigkeitsstrategie weiterentwickelt. Doch das ist erst der Anfang. Denn Nachhaltigkeit ist ein kontinuierlicher Prozess, der in den Köpfen beginnt und sich in der täglichen Praxis festigt.

 

Zu den Autor*innen:

Irina Merz ist als Referentin für Nachhaltigkeitsstrategie und Dr. Maximilian Jungmann als Geschäftsführer am Heidelberg Center for the Environment (HCE) der Universität Heidelberg tätig.

17.09.2024

Bildnachweis: Florian Freundt

Zurück

© 2024 DKK - alle Rechte vorbehalten