Briefings zu den UN-Klimakonferenzen

30.10.2013

Auf dem Weg zum Klimavertrag 2015 - Warschau und danach

Briefing zur COP 19 in Warschau, Polen

Der Countdown läuft. In zwei Jahren soll das internationale Klimaschutzabkommen stehen und 2020 ratifiziert sein – der erste maßgebliche internationale Abkommen seit dem Kyoto-Protokoll von 1997 bzw. 2005. Doch der Weg dahin ist noch weit und führt in diesem Jahr nach Warschau, wo die 19. VN-Klimakonferenz (COP 19) vom 11. bis 22. November 2013 tagen wird.
Aus diesem Anlass hatten am 24.10.2013 das Deutsche Klima-Konsortium (DKK), das Auswärtige Amt und das Bundesumweltministerium gemeinsam zu der halbtägigen Konferenz " Auf dem Weg zum Klimavertrag 2015 - Warschau und danach" eingeladen (Programm, PDF). Über 200 Gäste aus Diplomatischem Corps, Politik, Wirtschaft und Nichtregierungs-Organisationen waren ins Auswärtige Amt gekommen, um mit Wissenschaftlern, Vertretern der Bundesregierung, dem Umweltminister aus Costa Rica und der Zivilgesellschaft, die aktuellen Herausforderungen, Möglichkeiten und Chancen für die kommende COP 19 auszuloten. Das gemeinsame Pre-Briefing der drei Veranstalter fand zum dritten Mal statt und soll auch weiter fortgesetzt werden.

Eröffnet wurde die Konferenz von Staatsministerin Cornelia Pieper, die noch einmal deutlich machte, dass die Wissenschaft gerade auch mit dem jüngsten IPCC-Bericht eine hervorragende Entscheidungsgrundlage geliefert habe. Nun sei die Politik am Zuge und müsse aus dem Wissen konkretes Handeln ableiten.Dr. Karim Kemper (c) Saied Sharifi

In der anschließenden Keynote warnte die Leiterin der Abteilung Klimapolitik und Klimafinanzierung der Weltbank, Dr. Karin Kemper, davor, dass der Klimawandel die Fortschritte der Armutsbekämpfung der letzten Jahrzehnte zunichte zu machen drohe. Die Weltbank nehme das Problem sehr ernst und entwickle neue Finanzierungsmechanismen, um möglichst viele Nationalstaaten bei ihrem Übergang in eine Low-Carbon-Society zu unterstützen. Zunehmend werde deshalb auch Öffentlich-Private Partnerschaften interessant, da das Kreditinstitut nicht alle notwendigen Maßnahmen allein stemmen könne.

In der darauffolgenden Diskussionsrunde kamen zwei Wissenschaftler zu Wort, die an dem jüngst erschienenen ersten Teil des 5. Sachstandsberichtes des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) an vorderster Front mitgewirkt hatten. Peter lemke spricht (c) Saied SharifiProf. Dr. Peter Lemke, Revisor für das Kapitel „Observations: Cryoshere“ und Prof. Dr. Jochem Marotzke, koordinierender Leitautor des Kapitels: „Evaluation of Climate Models“. Es wurde deutlich, dass das Fundament des Klimawissens des vierten Sachstandsberichts von 2007 im Wesentlichen bestätigt wurde. Durch bessere Daten, erweiterte Klimamodelle und ein vertieftes Verständnis der Klimaprozesse ist sich die Wissenschaft noch sicherer: Das Klimasystem verändert sich und die Hauptursache ist der Mensch.

Hinzu kommt, dass die Berechnungen des Meeresspiegelanstiegs bis zum Ende des Jahrhunderts höher ausfallen als beim letzten Bericht. Der verminderte Temperaturanstieg in den vergangenen 15 Jahren, der in den Medien heftig diskutiert wurde, bedeute auf keinen FallJochem Marotzke (c) Saied Sharifi eine Abschwächung des Klimawandels, wie Prof. Marotzke betonte. „Der verminderte Temperaturanstieg ist eine faszinierende wissenschaftliche Herausforderung – an unseren Erkenntnissen über den fortdauernden Klimawandels ändert er nichts.“ Und Prof. Peter Lemke ergänzte: „In allen anderen Bereichen des Klimasystems setzt sich der Wandel unvermindert fort. Das betrifft insbesondere die Erwärmung der Meere, den Meeresspiegelanstieg und die Eisschmelze.“

Dr. Silke Beck, Sozialwissenschaftlerin in der Abteilung Umweltpolitik und Klimawandel am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Leipzig, hob die einmalige Leistung des IPCC hervor, die inzwischen schon in anderen Bereichen (Beispiel Biodiversität) nachgeahmt werde. Der IPCC habe in den wesentlichen Punkten einen Konsens in der Klimawissenschaft hergestellt  und eine seriöse Entscheidungsgrundlage für politische Entscheidungsträger geschaffen. Sie kritisierte aber die überzogenen Erwartungen an den IPCC: das Wissen über den Klimawandel führe eben nicht automatisch zu erfolgreicher Klimapolitik: „Der Weltklimarat kann weder die Probleme der Politik lösen noch die politische EntscheidungsfindungSilke Beck (c) Saied Sharifi ersetzen.“

Nicole Wilke, Leiterin des Referats „Internationaler Klimaschutz“ am Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, fasste die deutsche und europäische Verhandlungsposition zusammen. Ziel der Warschauer Klimaverhandlungen sei es, die avisierten Verpflichtungen vorzubereiten, sich auf einen Zeitplan bis zu den Verhandlungen in Paris, 2015, zu einigen und schließlich die Mittel der Implikation zu konkretisieren. Nicole Wilke (c) Saied Sharifi
Frau Wilke warnte: Trotz beeindruckender staatlicher oder zivilgesellschaftlicher Aktivitäten im Klimaschutz sei ein globaler Rahmen für die Minderung des Klimawandels unverzichtbar. „Wir brauchen bis 2015 ein internationales Klimaabkommen, das funktioniert." 

Im zweiten Panel präsentierte sich ein bunter Strauß von „Bottom e Castro Salazar (c) Saied Sharifiup-Initiativen“. Besonders hervorzuheben: die MINAE-Initiative in Costa Rica. Umweltminister Dr. René Castro Salazar persönlich präsentierte dem interessierten Publikum, wie das kleine lateinamerikanische Land bis 2021 CO2– neutral wirtschaften werde. Thomas Hirsch, Entwicklungspolitischer Beauftragter, Brot für die Welt, knüpfte an die zentrale Erkenntnis von Dr. Kemper an. Es gehe nicht länger um die Frage Entwicklungspolitik oder Klimaschutz, denn: „Entwicklung ohne Klimaschutz kann es nicht geben.“

Zusammenfassung:
Deutsch, PDF, 465 KB
Englisch, PDF 460 KB

Vorträge:
Prof. Jochem Marotzke (PDF)
Prof. Peter Lemke (PDF)
Dr. Patrick Graichen (PDF)
Maryke van Staden (PDF)
Thomas Hirsch (PDF)

 

 

 

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