Ein Ziel ohne Plan ist nur ein Wunsch
„Wir brauchen verlässliche und konkrete Pläne, wie eine CO2-neutrale Zukunft erreicht wird. Denn wie heißt es so schön: ein Ziel ohne Plan ist nur ein Wunsch. Eine Festlegung auf Zwischenziele und die Verpflichtung der Staatengemeinschaft auch kurzlebige klimawirksame Stoffe, beispielsweise das Methan, zu reduzieren sind jetzt notwendig, um das Pariser Klimaschutzabkommen in die Umsetzung zu bringen“, sagt Astrid Kiendler-Scharr, DKK-Vorstandsvorsitzende und Atmosphärenforscherin am Forschungszentrum Jülich.
Schönrechnen der CO2-Emissionen verhindern
„Das Regelwerk des Pariser Übereinkommens muss in Glasgow endlich unter Dach und Fach gebracht werden. Das ist eine scheinbar kleine, sehr konkret definierte Sache, die aber unbedingt erledigt werden muss. Die Einigung über den Artikel 6 muss dabei so aussehen, dass ein Missbrauch verhindert wird. Länder wie Mexiko oder Brasilien, die ihre Bezugsgrößen bei den CO2-Emissionen schönrechnen wollen, müssen gestoppt werden. Es gibt leider Signale, dass einzelne Länder dem nachgeben wollen. Wenn das in den Vertrag Eingang finden sollte, wird es schwierig“, sagt Reimund Schwarze, Umweltökonom am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung.
Druck auf politische und private Akteure erhöhen
„Die COP 26 in Glasgow ist die erste nach der Corona-Unterbrechung von 2020. Es ist auch die erste Konferenz nach dem Inkrafttreten der Pariser Übereinkunft. Und obwohl es in den letzten Jahren positive Zeichen gab – der Preisverfall bei Erneuerbaren etwa, oder die Ankündigung von Netto-Null Emissionszielen von vielen Ländern – reichen die Anstrengungen im Moment bei weitem nicht aus, um die Erderwärmung einzudämmen. Globale Konferenzen wie diese werden daran nichts grundsätzlich ändern, da die Umsetzung weitgehend im nationalen Kontext stattfindet. Hier müssen die entscheidenden Weichen gestellt werden. Dennoch sind solche Konferenzen wichtig, weil sie Aufmerksamkeit für das Thema schaffen. Sie bieten neue Möglichkeiten zur Vernetzung von Klimaaktivist:innen, aber auch für Firmen und Städte. Wenn die Klimabewegung so wieder Auftrieb bekommt, kann dies den Druck auf politische und private Akteure erhöhen“, sagt Stefan Aykut, Soziologe am Exzellenzcluster für Klimaforschung CLICCS der Universität Hamburg.
Klimakommunikation der etwas anderen Art
„Außerhalb der Verhandlungsräume findet eine andere COP statt – eine COP, bei der Interessenvertreterinnen und -vertreter aus allen Bereichen der Gesellschaft und aus allen Ecken der Welt unzählige Treffen und Veranstaltungen abhalten, um zu versuchen, die Verhandlungen zu beeinflussen, sich Gehör zu verschaffen und allgemein dazu beizutragen, den Klimaschutz voranzutreiben. Da ich seit 2015 regelmäßig an der COP teilnehme, kann ich aus erster Hand berichten: Es kann aufregend, hektisch und überwältigend sein. Am IASS haben wir uns gefragt, ob es nicht andere Kommunikationsformate gibt, mit denen die unglaubliche Vielfalt und das kollektive Fachwissen der an der COP Teilnehmenden besser genutzt werden können“, berichtet Kathleen Mar, Wissenschaftlerin am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung, in der DKK-Kolumne.
Deadline für die Umsetzung
„Wenn sich jetzt die internationale Politik in Glasgow trifft, müssen wir das wie eine absolute Deadline verstehen für die globale Umsetzung von ökologischem, ökonomischem und sozialem Gleichgewicht“, sagt Antje Boetius, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts.