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Paris-Abkommen: Schöne Worte? Scharfe Werkzeuge!

Prof. Dr. Ottmar Edenhofer, Chefökonom am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Schöne Reden voller großer Worte werden an diesem Freitag in New York gehalten, wenn die ersten Unterschriften von Staatsoberhäuptern unter das Pariser Klima-Abkommen gesetzt werden. Tatsächlich ist der Text ein fantastischer Erfolg der internationalen Klimadiplomatie. Weniger gern gehört wird: Das Abkommen ist noch kein Durchbruch für einen wirksamen Klimaschutz.

So hässlich es auch klingt – die bislang angekündigten Emissionsreduktionen bis 2030 sind bei den meisten Staaten nur unverbindliche Absichtserklärungen, und sie genügen auch schon rein mengenmäßig nicht dem erklärten Ziel, die globale Erwärmung auf weniger als zwei Grad zu begrenzen. Derzeit ist die Weltwirtschaft nicht auf dem im Dokument der UN-Klimakonferenz ganz ausdrücklich angepeilten Weg in die Dekarbonisierung, sondern im Gegenteil auf dem der Karbonisierung. In China, Vietnam, der Türkei sind Kohlekraftwerke in einer solch ungeheuren Größenordnung in Planung, dass sie alle Bemühungen zur Begrenzung der Klimarisiken zunichte machen können, wie wir jetzt errechnet haben.

Darum ist die Unterzeichnung des Paris-Abkommens der Anfang eines Weges, nicht sein Ende. Die Staaten der Welt haben ein Klimaziel festgelegt, das im Einklang steht mit dem, was die Naturwissenschaftler über Klimarisiken herausgefunden haben. Jetzt ist es an den Sozialwissenschaften, zu den schönen Worten scharfe Werkzeuge aufzuzeigen, mit denen sich die Welt so umbauen lässt, dass das Ziel erreicht wird.

Ein Mindestpreis auf CO2-Emissionen ist das wichtigste dieser Werkzeuge. Es setzt gleich doppelt einen Anreiz, der zu Klimaschutz führt: Das Verfeuern von Kohle und Öl wird teurer – und Energie aus Sonne und Wind attraktiver. Vor allem aber bietet die CO2-Bepreisung nicht nur langfristig die Vermeidung von kostenträchtigen Klimarisiken, sondern auch kurzfristig dringend benötigte Einnahmen, die zur Armutsbekämpfung eingesetzt werden können. Das alles ist mit Studien belegt, wird aber von Öffentlichkeit und Politik kaum richtig wahrgenommen und verstanden.

Beim Europäischen Emissionshandel haben auch wir Ökonomen allerdings Lehrgeld zahlen müssen. Er funktioniert miserabel. Deshalb ist heute klar, dass es nicht nur irgendeinen Preis auf CO2 geben muss, sondern einen von handlungsfähigen Regierungen gesetzten Mindestpreis. Erst dieser kann die Erwartungen der Investoren so weit stabilisieren, dass diese ihr Geld in emissionsarme Innovationen stecken, wodurch dann Cleantech auf breiter Front billiger und besser wird. Nationale Mindestpreise für CO2 könnten dann international koordiniert werden – dafür wäre die G20 ein Forum, gerade jetzt mit der Präsidentschaft erst von China und dann von Deutschland. Die hier versammelten Wirtschaftsmächte sind verantwortlich für mehr als drei Viertel der weltweiten Emissionen. Wirkungsmächtig würde dies in Kombination mit einem Klima-Finanzausgleich. Aufstrebende Schwellenländer erhielten hieraus einen Ausgleich für ihre Anstrengungen, wenn  sie mitmachen beim Klimaschutz. Profitieren würde die ganze Welt.

Wer A sagt, nämlich Paris-Abkommen und Zwei-Grad-Ziel, der muss auch B sagen, nämlich CO2-Preis. Alles andere ist besserenfalls naiv, schlechterenfalls verlogen. Die Politik steht in der Verantwortung, einen verlässlichen Rahmen zu setzen. Dann – aber auch nur dann – wird die Wirtschaft diesen mit Leben füllen. Es würde sich lohnen.

Prof. Dr. Ottmar Edenhofer 

Stellvertretender Direktor und Chefökonom am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, lehrt  an der Technischen Universität Berlin und leitet das Mercator Research Institute for Global Commons and Climate Change. Von 2008 bis 2015 war er Ko-Vorsitzender der Arbeitsgruppe 3 zum Klimaschutz des Weltklimarates IPCC. 
(21.04.2016)


Bildnachweis: Photothek/PIK

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