Column - On the Subject

Saubere Luft – Saubere Energie

Prof. Dr. Peter Braesicke © Dr. Renate Treffeisen

Die Themen Klimaschutz und Energiesicherheit sind treibende Fragen unserer Zeit, die eng miteinander verwoben sind. So müssen wir uns in diesem Winter der großen Herausforderung einer ausreichenden Energieversorgung als Folge des Ukraine-Kriegs stellen. Hierzu muss vom beschlossenen Kohleausstieg zumindest zeitweilig abgewichen werden. Jede dadurch verursachte zusätzliche Emission von CO2 verlängert den politisch vereinbarten Weg hin zu einer regenerativen Energieversorgung, die die internationalen und von der Bundesregierung verabschiedeten Klimaziele erreichbarer macht.

Ein Editorial von Prof. Dr. Peter Braesicke, Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und wissenschaftlicher Koordinator des Helmholtz-Forschungsverbunds REKLIM

Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit und ein „weiter wie bisher“ ist längst keine Option mehr. Die klare und strickte Abkehr von fossilen Energieträgern und der Umbau des Energie- und Wirtschaftssystems hin zu einer nachhaltigen Nutzung unserer Erde sind der einzige Weg in eine nachhaltige Zukunft. Die politischen Rahmenbedingungen sind durch das Paris-Abkommen, den European Green Deal oder das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung geschaffen. Der Sommer 2022 hat darüber hinaus erneut deutlich gemacht, dass die Auswirkungen des Klimawandels längst auch bei uns angekommen sind.

Wie wir diese Ziele sektorübergreifend erreichen können, wurde auf der 11. REKLIM-Regionalkonferenz „Klimawandel in Regionen“ des Helmholtz Forschungsverbunds „Regionale Klimaänderungen und Mensch (REKLIM)“ diskutiert. Die Dialogveranstaltung in diesem Jahr hatte Luftqualität und erneuerbare Energien im Fokus. Unter dem  Thema „Saubere Energie – Saubere Luft“ diskutierten Akteur:innen aus Gesellschaft und Wissenschaft die Auswirkungen des Klimawandels im süddeutschen Raum. Die Herausforderungen und die Lösungsmöglichkeiten wurden in Beiträgen aus der Praxis und aus der Wissenschaft des Forschungsverbundes REKLIM präsentiert.

Bettina Lisbach, Bürgermeisterin für Umwelt, Natur- und Klimaschutz sowie Gesundheit der Stadt Karlsruhe, und Vizepräsident für Transfer und Internationales des KIT, Prof. Dr. Thomas Hirth, eröffneten die Veranstaltung. Sie hoben die Bedeutung des Klimaschutzes auf der kommunalen Ebene und die Umsetzung vor Ort sowie den Wissenstransfer aus der Forschung in die Anwendung hervor. Diese Aspekte wurden dann im weiteren Verlauf der Konferenz konkretisiert.

Gestartet wurde ganz lokal und dort, wo Bürger:innen auf ihre Fragen Antworten suchen. Frau Birgit Groh von der Karlsruher Energie- und Klimaagentur (KEK) berichtete vom steigenden Beratungsbedarf der Bürger:innen im Rahmen der aktuellen veränderten Energiesituation und zu konkreten Handlungsoptionen. Durch Dr.-Ing. Philipp Guthke von TransnetBW, einem Übertragungsnetzbetreiber, wurde über die Problematik und Notwendigkeit der Netzstabilität berichtet und die Herausforderungen einer nationalen und europäischen Planung durch erneuerbare Energien auch unter den zunehmenden Einflüssen der Klimaerwärmung dargelegt. Diese wurden von Prof. Dr. Veit Hagenmeyer (KIT) aufgegriffen, der Handlungsanforderungen für die Stromnetzte und die Chancen und Grenzen einer „All Electrical Society“ umriss. Hier ging es um innovative Lösungsansätze und um intelligente, bedarfsorientierte Steuerung dezentral erzeugten Stroms.

Dr. Vanessa Fundel vom DWD sprach zu den Herausforderungen, die durch den Klimawandel für die Energiewirtschaft entstehen, und zum Potenzial besserer regionaler Vorhersagen und Analysen für eine optimierte Standortauswahl für die regenerative Stromerzeugung. Abgeschlossen wurde die Einordnung durch Dr. Ali Hoshyaripour (KIT), der die Auswirkungen von globalen Waldbränden und Wüstenstaubemissionen auf Photovoltaikanlagen und die Planbarkeit der Energieausbeute beschrieb.

Die ineinander greifenden Vorträge wurden ergänzt durch einen Themenmarktplatz zur direkten Interaktion mit den Referent:innen. Abgerundet wurde das Thema durch eine Podiumsdiskussion, die den Bedarf zeigte, dass nur durch das Wissen um Machbarkeit, Umsetzungen und Lösungen, aber auch über die ganz konkreten Probleme und Belange vor Ort die Zukunft gemeinsam gestaltet werden kann. REKLIM hat hier seit über 11 Jahren ein Format geschaffen, in dem dies möglich ist und Transformation in der Gesellschaft befördert werden kann.

 

Zum Autor
Prof. Dr. Peter Braesicke ist Professor für theoretische Atmosphärenphysik am KIT und wissenschaftlicher Koordinator des Helmholtz Forschungsverbundes „Regionale Klimaänderungen und Mensch (REKLIM)“. In seinem Institut am KIT werden Modelle der Atmosphäre und ihrer Zusammensetzung (weiter-)entwickelt und fernerkundlich sowie durch in-situ Beobachtungen der Luftzusammensetzung durchgeführt. Neben Fragen des Klimawandels und der Entwicklung der schützenden Ozonschicht, die mit Beobachtungen und Chemie-Klimamodellen beantworten werden sollen, interessieren ihn auch informationstechnische Probleme, wie z.B. Datenkompression.

 

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    29. September 2022

    Bildnachweis
    Foto Prof. Dr. Peter Braesicke: Dr. Renate Treffeisen

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