Der menschgemachte Klimawandel, seine Auswirkungen und seine Folgen stellen Natur wie Gesellschaft vor große Herausforderungen. Dabei blickt die Klimaforschung auf eine verhältnismäßig junge Geschichte zurück (ausführliche Informationen bei Skeptical Science, ein Überblick bei Wissen.de). Zwar kennen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bereits seit über 100 Jahren den Zusammenhang zwischen der Menge des Spurengases CO2; in der Atmosphäre und der globalen Temperatur, doch erst in den vergangenen rund 30 Jahren konnte der Mensch als Hauptverursacher des beobachteten Klimawandels identifiziert und das Risiko einer ungebremsten Erderwärmung in seinen Grundzügen verstanden werden. Die enorme Komplexität des Klimasystems, seine chaotischen Anteile und die örtliche wie zeitliche Entgrenzung des Klimawandels stellen weiterhin hohe Anforderungen an die Forschung. Abstrakte, mathematische Klimamodelle und Szenarien loten mögliche „Zukünfte“ aus und liefern, trotz verbleibender Unsicherheiten, die Basis für gesellschaftliche Entscheidungen.
Klimaforschung ist deshalb sehr international aufgestellt, außerdem interdisziplinär (unterschiedliche Wissenschaftsdisziplinen arbeiten zusammen) und transdisziplinär (Wissenschaft und Praxis arbeiten zusammen). Neben dem naturwissenschaftlichen Systemverständnis spielt das Verständnis des menschlichen Gesellschaftssystems, der gesellschaftlichen Möglichkeiten von Resilienz sowie Innovation und Transformation eine immer größere Rolle. Diese Entwicklung bildet sich in den heutigen Forschungsvorhaben ab, in denen neben den Naturwissenschaften (Meteorologie, Ozeanographie, (Biogeo-)Chemie, Physik, …) immer öfter Sozialwissenschaften (Politologie, Ökonomie, Soziologie, Psychologie, Kommunikationswissenschaften …) sowie Technik und Ingenieurswissenschaften zusammenarbeiten. Denn längst stehen Klimaforschung und Gesellschaft vor der Frage: „Warum wissen wir so viel und handeln so wenig?“ Dieses als „knowledge-action-gap“ bezeichnete Phänomen beschäftigt immer mehr Experten aus Wissenschaft und Praxis und entwickelt sich zu einem klassischen transdisziplinären Forschungsfeld. Ein guter Überblick der Forschungsergebnisse findet sich bei klimafakten.de.
Gleichzeitig gibt es weiterhin Bedarf, das Verständnis des Klimasystems zu vertiefen. Zum Beispiel können die Ozeane – eine der größten Klimakomponenten des Erdsystems – erst durch die Entwicklung neuer Techniken (moderne Forschungsschiffe, Tauchgeräte, Messbojen…) besser beforscht und verstanden werden. Ein anderes Beispiel ist das riesige Eisschild, das Grönland bedeckt und bei völligem Abschmelzen einen Meeresspiegelanstieg von rund sieben Metern verursachen würde. Derzeit arbeitet die Forschung an einem besseren Verständnis der sich durch den Klimawandel beschleunigenden Abschmelzprozesse.
Der Klimawandel zählt zu den kollektiven Handlungsproblemen von globaler Reichweite, zu dessen Lösung wissenschaftliches Wissen erforderlich ist. Die Bereiche wissenschaftsbasierte Kommunikation und Beratung werden daher immer wichtiger, um den globalen Suchprozess nach einer effizienten Transformation in ein postfossiles Zeitalter und einer kostengünstigen Anpassung an den nicht mehr vermeidbaren Klimawandel möglichst irrtums-arm gestalten zu können.
Das DKK hat sich in seinem Positionspapier „Perspektiven für die Klimaforschung 2015 bis 2025“ zu den zentralen Aufgabenfeldern der Zukunft geäußert.
Auf internationaler Ebene hat sich dafür ein breites Bündnis wissenschaftlicher und nicht- wissenschaftlicher Akteure formiert. Hierzu zählen die Vereinten Nationen (UN) und ihr Umweltprogramm (UNEP) sowie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC). Seit seiner Gründung im Jahr 1988 fasst der IPCC etwa alle sieben Jahre in seinen Sachstandsberichten den wissenschaftlichen Kenntnisstand zum Klimawandel für politische Entscheidungsträger zusammen, ohne dabei spezielle Handlungsempfehlungen für die Politik auszusprechen. Einen Überblick über alle Berichte und die beteiligten DKK-Mitglieder finden Sie hier. Erste Kontaktstelle in Deutschland für alle Fragen rund um die Arbeit des Weltklimarats ist die Deutsche IPCC-Koordinierungsstelle. Die Erkenntnisse aus den IPCC-Sachstandsberichten fließen direkt in die Verhandlungen der jährlichen Weltklimakonferenzen (COP – Conferences of the Parties) ein.
Bereits im Jahre 1980 wurde vom International Council for Science (ICSU) und der WMO das internationale Weltklimaforschungsprogramm World Climate Research Programme (WCRP) gegründet, um international und koordiniert das naturwissenschaftliche Systemverständnis zu befördern. Das 10-jährige Forschungsprogramm „Future Earth“ folgte 2012. Ziel dieser Initiative ist es, integrative und lösungsorientierte Nachhaltigkeitsforschung zu fördern.
Auf europäischer Ebene hat vor allem das Rahmenprogramm der Europäischen Kommission für Forschung und Innovation (Horizon 2020) wichtige Impulse für weitere Forschung gesetzt. Dabei bilden die Wissenschaftsexzellenz, die führende Rolle der Industrie sowie die gesellschaftlichen Herausforderungen die drei inhaltlichen Schwerpunkte des Programms.
Auf nationaler Ebene erfolgt Klimaforschung in zahlreichen Strukturen und unter diversen Schwerpunkten. Die Finanzierung ist überwiegend durch die Bundesländer und das Bundesforschungsministerium (BMBF) gesichert. Die Strukturen lassen sich grob folgendermaßen einteilen:
Die Drittmittelforschung ist ein wesentlicher Treiber von Innovationen. Das Forschungsprogramm für Nachhaltigkeit (FONA) des BMBF fördert derzeit angewandte und problemorientierte Forschung in den Themenfeldern Zukunftsstadt, Energiewende und nachhaltiges Wirtschaften.
Zu nennen ist auch das Deutsche Komitee für Nachhaltigkeitsforschung in Future Earth (DKN Future Earth), eine Gründung des BMBF, des Bundesumweltministeriums (BMUB) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). DKN Future Earth agiert als unabhängiges, wissenschaftliches Beratergremium gegenüber Forschungsförderern sowie als nationale Plattform für Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die sich mit dem Thema globale Nachhaltigkeit befassen.
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Die genannten Forschungseinrichtungen forschen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und haben teilweise unterschiedliche Adressaten. Eine trennscharfe Aufteilung ist nicht möglich und auch nicht gewollt, denn sie würde der notwendigen Freiheit der Forschung zuwiderlaufen. Allerdings kann man der Klimaforschung grob diese sechs Aufgaben zuweisen: