DKK-Klima-Frühstück

17.09.2014

Extrem-Sommer 2014 - Wetter oder Klimawandel?

Am 15. September 2014 folgten zahlreiche interessierte Pressevertreter der Einladung des Deutschen Klima-Konsortiums zum DKK-Klima-Frühstück: Extrem-Sommer 2014 - „Wetter oder Klimawandel?“.

Statistisch war der Sommer eher durchschnittlich, aber zahlreiche, kleinräumige Extremwetter im Westen und Süden der Republik hielten die Menschen dort in Atem. Doch weisen diese Phänomene auf einen Trend hin und sind sie auf den Klimawandel zurückzuführen? Diese und andere Fragen stellten sich Dr. Paul Becker Vorstandsmitglied des DKK und Vize-Präsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sowie Dr. Enno Nilson von der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG).

Paul Becker zeigte anhand der gesammelten Wetterdaten des gesamten Sommers 2014, dass dieser bezüglich der gemessenen Parameter: Temperatur, Sonnenscheindauer und Niederschlag nicht als außergewöhnlich bezeichnet werden kann. Ungewöhnlich häufig aber zeigte sich das „Tief Mitteleuropa“ – eine Konstellation, bei der extrem große Mengen an warmer und feuchter Luft aus dem Mittelmeerraum nach Mitteleuropa „geschaufelt“ werden. Die Konsequenz im Sommer sind Starkniederschläge, verbunden mit „konvektiven Lagen“ (Stürmen und Gewittern). An 47 von 92 Sommertagen musste der DWD Unwetterwarnungen herausgeben – ein extrem hoher Wert. Weil dieses spezifische Tief immer wieder von Zwischenhochs unterbrochen wurde, kam es  nicht zu den großflächigen Hochwasserereignissen des Sommers 2013 – als die gleiche Wetterlage tagelang über Deutschland stabil blieb und Elbe und Donau zum Überlaufen brachte. Dies bedeutet nicht, dass „Tief Mitteleuropa“ im kommenden Sommer wieder die Keller voll laufen lassen wird, es bedeutet jedoch, dass diese Wetterlage statistisch in den letzten Jahrzehnten häufiger vorkam und wissenschaftliche Projektionen davon ausgehen, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird. Bis Ende des Jahrhunderts rechnet man mit einer Verdoppelung.

Unklar sei zurzeit noch, ob die veränderten Niederschlagsmuster in Kausalität zu den beobachteten Veränderungen der Jetstreams stehen. Dies ist derzeit Gegenstand intensiver Forschung und könnte den Zusammenhang zum Klimawandel wissenschaftlich belegen.

Enno Nilson zeigte, dass die Bundesanstalt für Gewässerkunde den Sommer 2014 zunächst ganz anders bewertete: Das ungewöhnlich trockene Frühjahr und die Hitzewelle über Pfingsten hatten in den Flüssen einen Wasserstand erzeugt, der dem des Hitzesommers 2003 sehr ähnlich war. „Im Mai fingen wir also an, die Dokumente und Leitfäden für Niedrigwasser auszupacken, um uns auf diese Krisenlage einzustellen“, so der Hydrologe. Dass die Behörde dann nicht noch wie im vergangenen Jahr die Unterlagen für Hochwasser auf den Tisch legen musste, dafür sorgte die von Paul Becker beschriebene Wetterlage.

Abschließend zeigte der Hydrologe den anwesenden Journalisten verschiedene Szenarien mit unterschiedlichsten denkbaren Veränderungen der Pegelstände der größten deutschen Flüsse. Vereinzelte starke Abweichungen der Pegelstände vom statistischen Mittel seien mittelfristig möglich. Für sog. Hundertjährige Hochwasser werde vorgesorgt. Die Frage, ob auch zweihundertjährige oder gar tausendjährige Hochwasser einkalkuliert werden sollten, wie das beispielsweise die Niederlande beschlossen haben, sei aber eine Frage, die politisch entschieden werden müsse.

DKK-Hintergrundpapier "Der Sommer 2014 - normal oder extrem" (PDF)

Als Videomitschnitt mit den Kurzvorträgen der Experten

Vortrag Dr.Becker (PDF)
Vortrag Dr. Nilson (PDF)

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