Briefing zur 24. UN-Klimakonferenz

Vom Wissen zum Handeln

Welche Themen beim diesjährigen Klimagipfel wichtig sind, diskutierten Expertinnen und Experten aus Politik und Wissenschaft am 8. November in Berlin – darunter die Umsetzungsregeln des Pariser Klima-Abkommens und der 1,5-Grad-Bericht des Weltklimarats.

Prof. Dr. Hoesung Lee, Vorsitzender des Weltklimarats IPCC, hielt die Keynote © DKK, S. Röhl
Beim Briefing zur COP 24 im Auswärtigen Amt war jeder Platz besetzt © DKK, S. Röhl
In einer vom Talanoa-Dialog inspirierten Runde diskutierten Vertreterinnen und Vertretern der Bundesregierung den Beitrag Deutschlands zum Erreichen der Klimaziele von Paris © DKK, S. Röhl

Rund drei Wochen vor der 24. UN-Klimakonferenz (COP 24) im polnischen Katowice informierten Expertinnen und Experten aus Politik und Wissenschaft im Auswärtigen Amt über die anstehenden Verhandlungswochen. Unter der Leitung Polens wird das Regelwerk des Pariser Übereinkommens verabschiedet – eine Art Bedienungsanleitung zur Umsetzung des internationalen Abkommens in den einzelnen Mitgliedstaaten. „Die Verabschiedung des Klimaabkommens von Paris war eine Sternstunde des Multilateralismus. Von Katowice soll nun das Signal ausgehen, dass die internationale Gemeinschaft die Umsetzung des Pariser Abkommens im Schulterschluss vorantreibt“, sagte Walter J. Lindner, Staatssekretär im Auswärtiges Amt. Darin soll auch geklärt werden, wie die Emissionen der Länder transparent gemessen und geprüft werden können. „Jetzt müssen wir das Abkommen von Paris mit Leben füllen. Deshalb brauchen wir ein robustes Regelwerk, damit alle Staaten Klarheit erhalten, wie sie das Abkommen umsetzen sollen“, so Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium.

Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium © DKK, S. Röhl
Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner, Ko-Vorsitzender der IPCC-Arbeitsgruppe II, sprach über den 1,5-Grad-Bericht © DKK, S. Röhl
Walter J. Lindner, Staatssekretär im Auswärtiges Amt © DKK, S. Röhl

Hochrangige Experten stellen 1,5-Grad-Bericht des Weltklimarats vor

Die Lücken zwischen den beschlossenen Zielen – die Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad und möglichst auf 1,5 Grad zu beschränken –, den angestrebten nationalen Beiträgen (NDCs) und der aktuellen Emission von Treibhausgasen sind groß. Das macht auch der neueste Sonderbericht des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) deutlich. Auf den Wunsch zahlreicher Vertragsstaaten in Paris war der Weltklimarat eingeladen worden, den wissenschaftlichen Kenntnisstand zu 1,5 Grad globaler Erwärmung zusammenzustellen. Das Ergebnis stellten zwei hochrangige Experten in der Keynote vor.

  • Das Video vom Alfred-Wegener-Institut aus dem Briefing-Programm: Von kleinen Inselstaaten bis in die Polarregionen – die Folgen des Klimawandels betreffen uns alle.

Nie dagewesene Veränderungen nötig

Klar ist: Nur durch schnelle und drastische Emissionsreduktionen in allen Bereichen unserer Gesellschaft kann die Weltgemeinschaft das 1,5-Grad-Ziel noch schaffen. Bei der derzeitigen Erwärmungsgeschwindigkeit würden 1,5 Grad bereits in den 2040ern erreicht. „Der neue Sonderbericht des Weltklimarats zeigt, dass es nicht unmöglich ist, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Jedoch sind dafür nie dagewesene Veränderungen in allen Bereichen der Gesellschaft notwendig. Damit eng verknüpft ist das Erreichen anderer globaler Ziele wie nachhaltiger Entwicklung und der Beseitigung von Armut“, erklärte der IPCC-Vorsitzende Hoesung Lee, der in seiner neuen Funktion als Chef des Weltklimarats zum ersten Mal in Deutschland sprach. Sein deutscher Kollege Hans-Otto Pörtner, Ko-Vorsitzender der IPCC-Arbeitsgruppe II und Meeresbiologe am Alfred-Wegener-Institut, ergänzte: „Aus wissenschaftlicher Sicht spricht alles dafür, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Damit bliebe der Menschheit die Möglichkeit erhalten, die Artenvielfalt zu schützen und wichtige Grundlagen für Gesundheit, Ernährung und Wohlergehen auf diesem Planeten zu bewahren. Mit dem neuen IPCC-Sonderbericht zu 1,5 Grad globaler Erwärmung hat die Wissenschaft die Fakten auf den Tisch gelegt und damit auch für die Weltklimakonferenz in Katowice eine wichtige Orientierung geliefert.“

Prof. Dr. Andrzej Przyłębski ist Botschafter der Republik Polen, wo in diesem Jahr die Klimakonferenz stattfindet © DKK, S. Röhl
Das Foyer des Auswärtigen Amts während der Kaffeepause © DKK, S. Röhl
Was der IPCC-Sonderbericht für Deutschland bedeutet, wurde in einer Stakeholder-Runde diskutiert © DKK, S. Röhl

Klimaschutzanstrengungen in Katowice verbessern

Staatssekretär Lindner sagte mit Blick auf die kommende Konferenz in Polen: „Uns bleiben noch 10, vielleicht 20 Jahre – so der deutliche Weckruf des Weltklimarats IPCC – um den klimapolitischen Hebel umzulegen. Denn wenn es uns nicht gelingt, die Erderwärmung zu begrenzen, werden die Folgen viele Staaten überfordern. Für die deutsche Außenpolitik bedeutet dies, dass wir Klima- und Außenpolitik noch enger verzahnen sollten, vor allem im Hinblick auf Sicherheit und Frieden.“

Der IPCC-Bericht ist ein wichtiger Input für den sogenannten Talanoa-Dialog, bei dem die Ministerinnen und Minister diskutieren, wie die Staatengemeinschaft ihre Klimaschutzanstrengungen verbessern kann. Die Parlamentarische Staatssekretärin Schwarzelühr-Sutter erklärte: „Ziel des Talanoa Dialogs ist es, mit Blick auf die globalen Emissionen festzuhalten, wo die Staatengemeinschaft bei der Umsetzung des Pariser Abkommens gerade steht, wo sie stehen müsste und wie sie ihre Ambitionen verbessern kann.“

Knapp 300 Besucherinnen und Besucher aus dem Diplomatischen Corps, der Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft tauschten sich unter dem Motto „From Talanoa to Action“ auf der gemeinsamen Veranstaltung des Deutschen Klima-Konsortiums, des Auswärtigen Amts und des Bundesumweltministeriums aus.

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