Der Monsun: Ein mächtiges und empfindliches Klimaphänomen
20.12.2024 | Zur Sache
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Der Monsun ist ein periodisches Klimaphänomen, das stark ausgeprägte Regen- und Trockenzeiten herbeiführt. Die enormen Wassermengen, die der Monsun mit sich bringt, versorgen nicht nur die Landwirtschaft und Trinkwassersysteme in Asien, Afrika und Amerika, sondern sind auch entscheidend für den globalen Wasserhaushalt. Monsunsysteme entstehen durch großräumige Temperaturunterschiede und werden in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend durch den Klimawandel beeinflusst. So wird der Monsunregen in einigen Regionen intensiver, in anderen schwächer, vor allem aber: zunehmend unberechenbar.
Ein Editorial von PD Dr. Mahyar Mohtadi, MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften
Über 60 Prozent der Weltbevölkerung lebt in Monsunregionen und ist direkt von diesen Schwankungen betroffen. Europa ist der einzige „monsunfreie“ Kontinent, und viele Europäer verbinden Monsun eher mit fernen, exotischen Regionen. Dadurch nehmen viele Monsunschwankungen weniger als Klimafaktor wahr – im Gegensatz zu anderen Folgen des Klimawandels wie dem Anstieg des Meeresspiegels oder dem Abschmelzen der Polkappen.
Die Auswirkungen des Monsuns beschränken sich jedoch nicht nur auf die Tropen. Monsunzyklen beeinflussen atmosphärische und ozeanische Strömungen und können so das Wetter in weit entfernten Regionen verändern. Beispielsweise können Monsunveränderungen dazu führen, dass Sommer in Europa heißer und trockener und Winter in Nordamerika kälter und stürmischer werden.
Die Wälder und Regenwälder in Monsunregionen tragen wesentlich dazu bei, Kohlenstoff zu binden. Damit reduzieren sie die atmosphärische CO₂-Konzentration, was die Erderwärmung verlangsamt. Doch auch diese wichtigen Ökosysteme sind zunehmend bedroht – durch Abholzung, Landnutzungsänderungen und extreme Wetterereignisse wie Überflutungen und Dürreperioden, die direkt mit Monsunveränderungen zusammenwirken.
Rekonstruktionen und Simulationen des Monsunverlaufs zeigen, dass sowohl externe als auch interne Faktoren den Monsun beeinflussen. Externe Faktoren wie Schwankungen der Sonnenaktivität und Vulkanausbrüche verändern globale Temperaturmuster und wirken sich auf die Monsunzyklen aus. Gleichzeitig spielen auch interne Faktoren wie die Meeresströmungen, das Volumen der Eiskappen und die Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre eine Rolle. Hinzu kommen Klimaphänomene wie El Niño und der Indische Ozean-Dipol, die zusammen den Monsun auf verschiedenen Zeitskalen – von einigen Jahren bis hin zu Jahrtausenden – beeinflussen. Dieses komplexe Zusammenspiel macht zuverlässige Prognosen für den Monsun besonders schwierig.
Steigende Temperaturen verstärken die Intensität des Monsuns in der Nordhalbkugel, während sich die Regenfälle räumlich und zeitlich verlagern. Diese Destabilisierung des Monsunzyklus führt zu gravierenden Auswirkungen wie Überschwemmungen und Dürren, die in vielen Ländern bereits erhebliche Schäden verursachen. Temperaturveränderungen spielen dabei eine zentrale Rolle, und die prognostizierte Erderwärmung der kommenden Jahrzehnte wird diese Schwankungen weiter verstärken.
Angesichts der Bedeutung des Monsuns für das globale Klimageschehen wird klar, dass seine Erforschung, auch in Europa, höchste Priorität haben sollte. Der Monsun ist ein mächtiger und zugleich empfindlicher Akteur im Klimasystem, dessen Einfluss sich seit der Industrialisierung und der durch Menschen verursachten globalen Erwärmung vergrößert hat. Wie wir in Wissenschaft und Politik mit dem Monsun als Klimaphänomen umgehen, wird entscheidend sein für den Erfolg unserer Klimaschutzbemühungen weltweit.
PD Dr. Mahyar Mohtadi forscht am MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen. Er leitet die Arbeitsgruppe „Klimavariabilität der niedrigen Breiten“. Ein Schwerpunkt seiner Forschung ist die Wechselwirkung zwischen anthropogenen und natürlichen Klimaeinflüssen im Bereich des australasiatischen Monsuns. Zudem untersucht er Ursachen und Auswirkungen des Temperatur- und CO2-Anstiegs während der Abschmelzphase der letzten Eiszeit.