Umsetzungskrise in Klimaschutz und -anpassung sowie mögliche Auswege
19.02.2025 | News
19.02.2025 | News
Vom 17. bis 19. Februar 2025 veranstaltete das Deutsche Klima-Konsortium (DKK) die Fachtagung „Umsetzungskrise in Klimaschutz und -anpassung sowie mögliche Auswege“ in Kooperation mit dem Zentrum für Klimaresilienz der Universität Augsburg. Die von der DKK-Vorsitzenden Prof. Dr. Angela Oels geleitete Tagung war mit über 40 renommierten Professor:innen und insgesamt über 100 Teilnehmenden ein Spitzentreffen der gesellschaftswissenschaftlichen Klimaforschung in Deutschland. Die Veranstaltung wurde durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Die Tagung vereinte Expert:innen aus unterschiedlichen Disziplinen, darunter Anthropologie, Ethik, Humangeographie, Geschichte, Medien- und Kommunikationswissenschaft, Philosophie, Politikwissenschaft, Psychologie, Soziologie und Wirtschaftswissenschaften. In einem ersten Schritt diskutierten die Disziplinen drei zentrale Leitfragen innerhalb ihres Bereichs, bevor diese Fragen dann einzeln in interdisziplinären Debatten fachübergreifend vertieft wurden. Die drei Fragen lauten:
Zum Auftakt der Tagung hielt die Initiatorin der Tagung, Prof. Dr. Angela Oels (DKK-Vorsitzende und Professorin am Zentrum für Klimaresilienz der Universität Augsburg) eine Keynote. Sie betonte die zentrale Rolle der gesellschaftswissenschaftlichen Klimaforschung für das Verständnis und die Überwindung politischer, gesellschaftlicher und ökonomischer Barrieren und Machtverhältnisse in der aktuellen Umsetzungskrise. Zudem machte sie auf die unzureichenden Förderbedingungen dieser Disziplin in Deutschland und weltweit aufmerksam.
In einem Open-Space-Bereich konnten die Tagungsteilnehmenden selbst gewählte Themen und Fragestellungen entwickeln und vertiefen. So entstanden vielfältige Diskussionsgruppen, die sich unter anderem mit Technik und Infrastruktur, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit, Klimaschutz und Demokratie, digitaler Transformation, effektiver Klimapolitikberatung sowie Klima und Wirtschaft auseinandersetzten. Parallel dazu arbeiteten einige Teilnehmende an der Presserklärung und einer Abschlusserklärung der Tagung mit.
Die in Augsburg vertretenen Wissenschaftler:innen sind sich einig, dass Klimawandel Teil vielfältiger Transformationen ist. Deren Wechselwirkungen zu verstehen und zu bearbeiten, ist eine der Kernkompetenzen der gesellschaftswissenschaftlichen Forschung In den letzten Jahrzehnten war die Wissensgenerierung im Bereich der Klimaforschung von Natur-, Ingenieurs-, und Wirtschaftswissenschaften geprägt. Dieses wertvolle Wissen ist dringend durch Erkenntnisse der Gesellschaftswissenschaften zu ergänzen.
Die Forschenden blicken mit großer Sorge auf die sich wandelnde geopolitische Lage und deren Auswirkungen auf Wissenschaft und Forschung. Die Gefahr, dass Klimaforschung – ähnlich wie in den USA – eingeschränkt wird, stellt auch für die Forschungslandschaft in Deutschland und Europa eine ernsthafte Bedrohung dar. Ferner zeigen die aktuellen politische Dynamiken die großen Interessengegensätze auf, die die politische Bearbeitung des Klimawandels erschweren und im Extremfall ganz blockieren. Beispielsweise behindern die aktuellen geopolitischen Verschiebungen in der globalen Ressourcenpolitik die Lieferketten der Energiewende und erschweren eine kooperative Klimapolitik.
Zudem waren sich die Gesellschaftswissenschaftler:innen einig, dass Technologie allein die Herausforderungen des Klimawandels nicht bewältigen kann. Es braucht viel mehr eine strukturelle Analyse der Pfadabhängigkeiten und Lock-Ins in Infrastrukturen, Institutionen und Diskursen, um die Umsetzungskrise zu bewältigen. Die Forschenden konstatierten zudem, dass der Klimawandel auch eine Gerechtigkeitskrise ist. Die Gesellschaftswissenschaften sind in der Lage, im Rahmen von gesellschaftlichen Verteilungs- und Zielkonflikten Lösungsansätze wie geeignete Kompensationsmechanismen zu erforschen.
Die Augsburger Fachtagung hat nicht nur den grundsätzlichen Bedarf an gesellschaftswissenschaftlicher Klimaforschung offengelegt, sondern konkret Forschungsfragen herausgearbeitet, die es zur Bewältigung der Umsetzungskrise in Klimaschutz und -anpassung zu bearbeiten gilt. In den diversen Panels wurden disziplinäre und interdisziplinäre Fragen entwickelt, die das Deutsche Klima-Konsortium gemeinsam mit dem „Augsburger Aufruf zur Stärkung der gesellschaftswissenschaftlichen Klimaforschung“ am 27.3.2025 im Rahmen der DKK-Jahrestagung in Berlin der Öffentlichkeit vorstellen wird.
Leitung:
Prof. Dr. Angela Oels, Vorsitzende des DKK, Zentrum für Klimaresilienz der Universität Augsburg
Organisationsteam:
Tilman Santarius, Geschäftsführer des DKK
Sebastian Klein, Referent für Public Affairs, DKK
Barbara Wiedemann, studentische Hilfskraft, DKK
Leonice Zelle, studentische Hilfskraft, DKK
Marie Fischer, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Universität Augsburg
Hier finden Sie die Pressemitteilung vom 19. Februar
Hier finden Sie das Programm der Fachtagung
Hier finden Sie einen Beitrag des Deutschlandfunks zur Tagung