Parlamentarisches Frühstück des Deutschen Klima-Konsortiums
15.10.2025 | News
15.10.2025 | News
Am 25.09.2025 hat das Deutsche Klima-Konsortium ein Parlamentarisches Frühstück veranstaltet unter dem Titel „Kontroverse um internationale Emissionszertifikate – Was bedeutet das für Deutschlands Klimaschutz?“. Eine ökonomische Einordnung gab Prof. Dr. Ottmar Edenhofer (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung). Anschließend beleuchtete Prof. Dr. Thomas Hickler (DKK-Vorstand, Senckenberg Biodiversität und Klimafolgenzentrum) ökologische Chancen und Risiken internationaler Kompensationsprojekte.
Es folgten politische Impulse von der Schirmherrin des Frühstücks Anna Aeikens, MdB (CDU/CSU-Fraktion), sowie von Jakob Blankenburg, MdB (SPD-Fraktion). In der durch Dr. Susanne Dröge (DKK-Vorstand/UBA) moderierten Diskussion beteiligten sich weitere Abgeordnete, darunter Lisa Badum, Dr. Thomas Gebhart und Dr. Fabian Fahl.
1) Der Bedarf für eine Vorkehrung, um exzessive Preisschwankungen im europäischen Emissionshandel (ETS1, ETS2) zu verhindern, ist verständlich. Aber der Handel mit internationalen Zertifikaten wird diese Funktion voraussichtlich nicht leisten können. “Hochwertige Zertifikate” in der EU erfordern eine komplexe Regulierung und dürften teuer werden; kurzfristige Preissteigerungen werden dadurch kaum nivelliert werden können.
2) Es gibt Alternativen, die Preisentwicklung im ETS zu steuern, zum Beispiel über Frontloading oder ggf. über festgelegte Preiskorridore. Um Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und die internationale Kooperation zu vertiefen, erscheinen zudem Instrumente effektiver, die über den europäischen Binnenmarkt hinaus auch internationale Lenkungswirkungen erzeugen können, wie zum Beispiel der CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM).
3) Beim Rechtsrahmen für den internationalen Zertifikatehandel sollte die EU-Politik auf langfristige Planung und Verlässlichkeit setzen. Die Wirkung und Qualität von internationalen Zertifikaten muss auf transparente Weise sichergestellt sein. Dies ist für die Erwartungsstabilisierung und die politische Glaubwürdigkeit von Bedeutung.
4) Wissenschaftliche Bewertungen von zertifizierten Projekten zeigen, dass Qualität, Verfügbarkeit und Klimawirkung internationaler Zertifikate zweifelhaft sind. Beispielsweise bieten Projekte zur großflächigen Aufforstung im globalen Süden oft keine verlässlichen (langfristigen) Kohlenstoffsenken, und artfremde Monokulturen können sogar schädlich für Biodiversität und Naturschutz sein. Unzureichend geplante Kompensationsprojekte können zudem Landnutzungskonflikte hervorrufen.
5) Technische Senken im Ausland wären besser zu kontrollieren und nachzuvollziehen. Diese Technologien sind zum jetzigen Zeitpunkt aber sehr teuer und noch nicht großskalig verfügbar. Ein Regulierungsrahmen für Restemissionen und die Nettoemissionen muss langfristig geschaffen werden. Technische Senken sind nicht die alleinige Lösung, es erfordert eine Kombination verschiedener Instrumente.
6) Im Rahmen der Klimapolitik der EU sollte daher weiter am ambitionierten Ziel festgehalten werden, mindestens 90% Emissionsreduktion bis 2040 durch Maßnahmen innerhalb Europas zu erzielen.
7) Prioritär ist ferner der Erhalt von natürlichen Kohlenstoffsenken weltweit, um diese als CO₂-Speicher und Lebensraum für Biodiversität zu schützen. Der Schutz bestehender (Regen-) Wälder ist deutlich effektiver als zum Beispiel Aufforstungsprojekte. Eine Governance, die ein Monitoring von Jurisdiktionen/Regionen vornimmt – wie beispielsweise der aktuelle Vorschlag der “Tropical Forest Forever Facility” – ist effektiver als eine Zertifizierung von kleinskaligen Projekten.