Afrika im klima- und geopolitischen Wandel

28.07.2025 | Zur Sache

Prof. Dr. Andreas Fink | Bildnachweis: Magali Hauser, KIT

Ein Editorial von Prof. Dr. Andreas Fink, Institut für Meteorologie und Klimaforschung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT)

Afrika südlich der Sahara ist nicht nur vom Klimawandel besonders betroffen, sondern auch von veränderten Handelsbedingungen und der Entwicklung zu einer multipolaren Weltordnung. Lokale Konflikte sind zusätzliche Herausforderungen für afrikanische Gesellschaften und Staaten. Darüber hinaus wächst Afrikas Bevölkerung weltweit am stärksten, mit einem hohen Anteil von jungen Menschen in fast allen Ländern. Hieraus, wie auch aus dem geopolitischen Wandel, ergeben sich neue Chancen für den Kontinent. Um diese zu nutzen, müssen afrikanische Länder dabei unterstützt werden, sich an die bereits sichtbaren Folgen des Klimawandels anzupassen bzw. diese zu minimieren. Wie kann dies am besten gelingen?

Doch zunächst zurück zum aktuellen Klimawandel: Besonders betroffen ist das Horn von Afrika, wo sich in den letzten Jahren nach fünf aufeinanderfolgenden, ungewöhnlich trockenen Regenzeiten die größte Dürre seit 40 Jahren entwickelte – gefolgt von extremem Regen und Fluten, die große Schäden anrichteten. Auch andere Regionen sind besonders stark von den Folgen des Klimawandels betroffen: So kommt es im südlichen Afrika vermehrt zu Dürren, während in großen Teilen des Sahels in den letzten Jahren verheerende Fluten auftraten. Frühwarnung und daraus resultierende vorausschauende präventive Maßnahmen sind eine Möglichkeit der Reduktion der Auswirkungen von diesen Extremereignissen. Aus diesem Grund hat die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) die Initiative „Early Warning for All“ mit einem Schwerpunkt in Afrika ausgerufen. Sie hat zum Ziel, bis 2027 den Anteil der Bevölkerung in Afrika zu erhöhen, der Zugang zu diesen Frühwarnungen hat. Kann dieses ambitionierte Ziel bis 2027 gelingen?

Eine funktionierende Frühwarnkette setzt unter anderem ein dichtes Netz an Echtzeitbeobachtungen am Boden, gute Vorhersagen der Wetterextreme und deren Auswirkungen, sowie eine einfache, verständliche und schnelle Kommunikation an Behörden, Nichtregierungsorganisationen und die Bevölkerung voraus. Trotz vieler Bemühungen bleibt Afrika jedoch der bewohnte Kontinent mit dem mit Abstand dünnsten Wetterbeobachtungsnetz. Befürchtungen, dass die Entwicklungen in den USA die Wetterbeobachtung aus dem All demnächst einschränken werden, sind begründet. Umso wichtiger ist nun der Ausbau und Erhalt des Bodenmessnetzes in Afrika. Hierin muss aufgrund des beschleunigten Klimawandels jetzt umso konsequenter investiert werden. Leider ist eine nachhaltige Investition in Bodenbeobachtungen bei Geberländern und -organisationen nicht populär. Das muss sich jetzt dringend ändern.

Die Revolution der Wettervorhersage durch Künstliche Intelligenz (KI) bietet die Möglichkeit, die Vorhersagen zu verbessern. Außerdem benötigen trainierte KI-Vorhersagemodelle keine große Rechenleistung und könnten von den Wetterdiensten afrikanischer Länder selbst operationell betrieben werden. Hierin besteht eine große Chance. Wichtig dabei ist, dass einheimische junge Wissenschaftler:innen auf diesem Feld jetzt entsprechend ausgebildet werden. Allerdings benötigt KI eine große Menge lokaler Beobachtungen zur Kalibrierung der Vorhersagen. Hier schließt sich der Kreis. Und die „letzte Meile“ der Frühwarnung zum Anwender? Dies gelingt sicher am besten mit lokalen AkteurInnen.

Fazit: Frühwarnungen vor den zunehmende Klimaextremen in Afrika müssen dringend verbessert werden. Dafür bedarf es mehr Beobachtungen, eines besseren Verständnisses der Extreme, neuer KI-Modelle und letztlich besserer Frühwarnungen. In jedem Fall ist das Ziel, alle Menschen auf dem Kontinent mit hochwertigen Frühwarnungen versorgen zu können, eine Aufgabe, die auch nach 2027 mit Priorität verfolgt werden muss.

Über den Autor

Prof. Dr. Andreas Fink ist Professor für Meteorologie am Institut für Meteorologie und Klimaforschung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Monsune (z. B. in Westafrika und Südostasien), das Klima Afrikas, tropische Wirbelstürme (Klimatologie und Vorhersagbarkeit) sowie der Klimawandel mit Fokus auf tropische Niederschläge und europäische Hitzewellen.