Deutsches Klima Konsortium

Zukunft der Meeresspiegel

Auf der ganzen Welt leben Menschen in engem Kontakt zum Ozean, die Großstädte am Meer wachsen und der Küstenraum wird intensiv genutzt – deshalb sind die immer schneller steigenden Meeresspiegel eine bedrohliche Folge des Klimawandels. Die Broschüre des Deutschen Klima-Konsortiums und des Konsortiums Deutsche Meeresforschung erklärt die wissenschaftlichen Grundlagen und hilft, die Risiken besser einzuschätzen.

Ueberflutung Markt © Thomas Wasilewski
Sandaufschuettung © Christian Winter
Leuchtturm © Christian Winter
  • Broschüre hier herunterladen: 14 Expertinnen und Experten fassen auf 32 Seiten das Wissen zum Meeresspiegelanstieg zusammen (PDF)

Indonesien will seine Hauptstadt von Jakarta nach Borneo verlegen, da die Stadt zu versinken droht. Venedig stand im November dreimal zu großen Teilen unter Wasser, die Pegel stiegen auf mehr als 1,50 Meter. Ereignisse wie diese werden durch die steigenden Meeresspiegel verstärkt. Etwa 680 Millionen Menschen leben in der direkten Umgebung von Küsten oder auf kleinen Inseln. Ihr Leben und auch Überleben hängt unmittelbar von dem Niveau der zukünftigen Meeresspiegel ab: kleine Inselstaaten wie Kiribati, Tuvalu oder Fidschi könnten im Meer verschwinden, Sturmfluten häufiger und höher auflaufen. Um den Klimawandel und damit auch den Meeresspiegelanstieg zu begrenzen, einigte sich die Weltgemeinschaft 2015 auf das Übereinkommen von Paris. Dessen Umsetzung wird auf den jährlichen Weltklimakonferenzen verhandelt.

Heutiges Handeln beeinflusst Meeresspiegel bis in die nächsten Jahrhunderte

„Der globale Meeresspiegelanstieg hat sich bereits beschleunigt. Das liegt auch daran, dass die Eisschilde in Grönland und der Antarktis immer schneller abschmelzen. Wie sich der Anstieg in Zukunft entwickeln wird, hängt stark davon ab, wie viele Treibhausgase die Menschheit noch ausstoßen wird. Der Ankündigung von ambitionierteren Klimazielen sollten jetzt wirksame Maßnahmen folgen, damit die CO2-Emissionen schnell sinken. Denn im Moment sind wir auf dem Weg in eine Vier-Grad-Welt mit drastischen Folgen für die nächsten Generationen. Sollte ein sogenannter Kipp-Punkt des Klimas überschritten werden, besteht das Risiko, dass die Eisschilde über die Jahrtausende komplett abschmelzen, selbst wenn die Menschen dann keine Treibhausgase mehr ausstoßen. Deshalb ist es wichtig, dass wir schnell handeln,“ erklärt Professor Detlef Stammer, Direktor des Centrums für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg. Stammer leitete die Erstellung der Broschüre „Zukunft der Meeresspiegel“ des Deutschen Klima-Konsortiums (DKK) und des Konsortiums Deutsche Meeresforschung (KDM).

Meeresspiegel im Plural

Um solche Trends und Projektionen errechnen und beurteilen zu können, arbeitet die Wissenschaft mit einem Durchschnittswert, dem globalen mittleren Meeresspiegelanstieg. Jedoch steigen die Meeresspiegel nicht gleichmäßig wie in einer Badewanne. Es existieren erhebliche regionale Unterschiede, weshalb in der Wissenschaft häufig im Plural von Meeresspiegeln gesprochen wird.

Risiken kennen, Küsten schützen

„Das größte Risiko stellt nicht der Meeresspiegelanstieg allein dar, sondern seine verstärkende Wirkung bei Sturmfluten. Die Belastung der Küstenschutzbauwerke erhöht sich, Seegang und Wellen nagen an den Küsten, die Erosion nimmt zu. Auf diese zunehmende Belastung müssen wir uns als Gesellschaft vorbereiten und uns daran anpassen. Werden heute etwa neue Infrastrukturen gebaut, sind diese meist mit robusten Schutzsystemen ausgestattet, die den zukünftigen Anstieg bereits berücksichtigen – alte müssen erhöht und verstärkt werden. Es gilt zusätzlich die Leistungen der Natur miteinzubeziehen sowie den natürlichen Küstenraum zu erhalten. Salzwiesen im Vorland entziehen zum Beispiel den Wellen Energie, sodass sie mit weniger Kraft an Land auflaufen. Manche Regionen werden künftig unbewohnbar sein, auch darauf müssen wir uns einstellen,“ erklärt Professor Torsten Schlurmann, der als Küsteningenieur an der Universität Hannover forscht.

Zukunft der Meeresspiegel © DKK/KDM

Broschüre kostenfrei verfügbar

Auf 32 Seiten geben die beiden Wissenschaftsverbände einen verständlichen Überblick zum Meeresspiegelanstieg. 14 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Forschungseinrichtungen ordnen gemeinsam die Informationen ein, die immer wieder in der Öffentlichkeit diskutiert werden, und erklären die wichtigsten Zusammenhänge und zugrundeliegenden Prozesse in klaren Worten. Damit bietet die Broschüre Orientierung in Bezug auf plausible Zukunftsszenarien, und hilft, die Risiken besser einzuschätzen. Zusätzlich erläutern die Forschenden die Situation an den deutschen Küsten, denn Klimawandel und Meeresspiegelanstieg betreffen auch die Nord- und Ostsee.

  • Download der Broschüre (PDF)
  • Gedruckte Exemplare sind bei Veranstaltungen von DKK und KDM sowie im Berliner Wissenschaftsforum erhältlich und können mit einem frankierten A4-Rückumschlag bei der DKK-Geschäftsstelle angefordert werden.


Expertinnen und Experten zum Thema Meeresspiegelanstieg

Die Autorinnen und Autoren der Broschüre arbeiten in einer interdisziplinären Strategiegruppe von DKK und KDM zu Ozeanzirkulation und Klima zusammen und forschen an den Mitgliedsinstitutionen der beiden Wissenschaftsverbände. Zusätzlich brachten Kolleginnen und Kollegen aus externen Einrichtungen ihre Expertise ein.

  • Prof. Dr. Jürgen Jensen, Forschungsinstitut Wasser und Umwelt, Universität Siegen
  • Dr. Birgit Klein, Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)
  • Prof. Dr. Jürgen Kusche, Institut für Geodäsie und Geoinformation, Universität Bonn
  • Prof. Dr. Mojib Latif, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), DKK-Vorstandsvorsitzender
  • Prof. Dr. Beate Ratter, CEN – Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit, Universität Hamburg und Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Materialforschung
    und Küstenforschung (HZG), Leitautorin des IPCC-Sonderberichts über den Ozean und die Kryosphäre
  • Prof. Dr. Monika Rhein, Institut für Umweltphysik (IUP) und MARUM – Zentrum für Marine
    Umweltwissenschaften, Universität Bremen, DKK-Vorstandsmitglied
  • Dr. Alessio Rovere, MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen
  • Prof. Dr. Torsten Schlurmann, Forschungszentrum Küste (FZK) und Ludwig-Franzius-Institut für
    Wasserbau, Ästuar- und Küsteningenieurwesen, Leibniz Universität Hannover, KDM-Vorstandsmitglied
  • Prof. Dr. Michael Schulz, MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften,
    Universität Bremen
  • Prof. Dr. Detlef Stammer, CEN – Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit,
    Universität Hamburg, KDM-Vorstandsmitglied
  • Dr. Birger Tinz, Deutscher Wetterdienst (DWD)
  • Prof. Dr. Athanasios Vafeidis, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU)
  • Prof. Dr. Martin Visbeck, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und
    Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), KDM-Vorstandsmitglied
  • Benno Wachler, Bundesanstalt für Wasserbau (BAW)
IPCC-Sonderbericht über den Ozean und die Kryosphäre
  • Offizielle IPCC-Website auf Englisch
  • Übersetzungen auf der Website der Deutschen IPCC-Koordinierungsstelle
Mehr Informationen
  • Interview mit Detlef Stammer auf YouTube: Der Meeresspiegel steigt – mit dramatischen Folgen
  • Briefing zur 25. Weltklimakonferenz
  • Pressegespräch zum IPCC-Sonderbericht
  • Konsortium Deutsche Meeresforschung (KDM)
  • Zur Organisation des Deutschen Klima-Konsortiums (DKK)

 

 

10. Dezember 2019

Bildnachweis: Überflutung Markt © Thomas Wasilewski, Sandaufschüttung © Christian Winter, Leuchtturm © Christian Winter, Broschüre Zukunft der Meeresspiegel © DKK/KDM


  • Letzte Änderung: 10.12.2019 13:46
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