Hitzewellen sind ein ernsthaftes Problem für das Gesundheitswesen, dies hat insbesondere das Jahr 2003 gezeigt. Als Folge davon haben viele europäische Länder Hitzewarnsysteme aufgebaut und in die Routine der Wettervorhersage eingebaut. Im Zuge des anthropogenen Klimawandels gilt es laut dem Weltklimarat (IPCC) als quasi sicher, dass es bereits zu einer Zunahme von heißen Tagen und Hitzewellen gekommen ist. Dass sich dieser Trend weiter fortsetzt, wird als „sehr wahrscheinlich“ bewertet, was in der IPCC-Terminologie einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 90 Prozent entspricht. Die Messungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bestätigen auch für Deutschland, dass höhere Temperaturen und lang anhaltende Hitzeperioden immer mehr zum Problem werden.
Studien, bei denen die Mortalität auf zukünftige klimatische Entwicklungen extrapoliert wird, zeigen, dass es zu einer Zunahme kommen wird. Zur Bewertung einer Hitzewelle sollten neben der Lufttemperatur auch weitere meteorologische Parameter berücksichtigt werden, die den Wärmehaushalt des Menschen beeinflussen. Der DWD verwendet hierfür die Gefühlte Temperatur, die neben der Lufttemperatur auch die Luftfeuchte, die Windgeschwindigkeit und die Sonnenstrahlung berücksichtigt. Die Hitzewarnungen beruhen dann auf der Überschreitung von Schwellenwerten und beinhalten eine kurzzeitige Anpassung des menschlichen Körpers auf die Witterungsbedingungen der letzten 30 Tage (Akklimatisation).
Als einziges Hitzewarnsystem weltweit berücksichtigt der DWD darüber hinaus auch die thermischen Bedingungen während der Nacht in Innenräumen. Vor allem kranke und schwache Menschen halten sich die meiste Zeit des Tages drinnen und nicht draußen auf. Daher sind die Innenraumbedingungen von großer Bedeutung für die Bestimmung der Belastung von Hitze auf Menschen.
Der DWD warnt täglich von Mai bis Ende August für den aktuellen Tag und den Folgetag, wenn Warnschwellen überschritten werden. Die Warnungen stehen auf Landkreisebene zur Verfügung und berücksichtigen verschiedene Höhenstufen in 200 Meter-Schritten für die jeweilige Topographie. Der DWD warnt beispielsweise, wenn an mindestens zwei aufeinanderfolgenden Tagen eine mindestens starke Wärmebelastung (Schwellenwert der Gefühlten Temperatur etwa 32 °C) erreicht wird und es nachts nicht zu einer ausreichenden Abkühlung in den Innenräumen kommt.
Das deutsche Hitzewarnsystem richtet sich insbesondere an Alten- und Pflegeheime, aber auch an die Allgemeinbevölkerung. In Deutschland werden aktuelle Hitzewarnungen über ein Newslettersystem, das Internet oder via Smartphone-App verteilt. Warnungen werden zudem ausgesprochen, wenn an einem Tag die Schwelle nahe zu einer extremen Wärmebelastung liegt oder diese überschritten wird.
Ist eine Hitzewarnung herausgegeben, leiten die zuständigen Gesundheitsbehörden der Bundesländer Interventionsmaßnahmen ein. Die Behörden sind dafür verantwortlich, eine Liste mit Interventionsmaßnahmen zusammenzustellen und ihre Umsetzung zu überprüfen. Darüber hinaus haben sie die Möglichkeit, die Warnung weiter über Radio und Fernsehen an die Bevölkerung zu verbreiten. Ergänzend zur Hitzewarnung für die nächsten 48 Stunden stellt der DWD auch eine Hitzevorinformation für die nächsten zwei bis sieben Tage bereit.
Im Rahmen des anthropogenen Klimawandels deuten sich häufigere und intensivere Hitzewellen an und es ist daher wichtig, Interventionsmaßnahmen weiterzuentwickeln und auch auf andere Bereiche außerhalb der stationären Pflege anzuwenden. Ältere Menschen werden zwar als besonders vulnerabel eingestuft, dessen ungeachtet leiden jedoch auch andere Personengruppen unter Hitzewellen.
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Prof. Dr. Andreas Matzarakis
Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung, Deutscher Wetterdienst, Freiburg
(11.07.2016)
Bildnachweis: © A. Matzarakis
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