Im Verhältnis zu seiner Bevölkerungszahl emittiert Deutschland deutlich zu viel Kohlendioxid. Schon allein deshalb ist Deutschland in der Verantwortung, seinen Ausstoß stärker zu senken als viele andere Staaten. Zugleich hat es als hochentwickelte Nation eine Vorbildfunktion und wird auch so wahrgenommen: beispielsweise wurde das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vielfach kopiert, mehr als hundert Staaten haben diverse Formen von Einspeisevergütungen eingeführt (REN21 2019).
Viel wichtiger aber ist: Alle Unterzeichnerstaaten des Übereinkommens von Paris (2015) haben sich völkerrechtlich verbindlich zu Minderungen ihres Treibhausgas-Ausstoßes verpflichtet, so auch Deutschland. Die Bundesrepublik gehört zu den Top-Ten der Verursacherstaaten. Wenn man nicht nur die aktuellen, sondern auch historische Emissionen seit Beginn der Industrialisierung einbezieht, liegt Deutschland sogar auf Rang 4 der größten Verursacher (nach den USA, China und Russland/Sowjetunion), siehe unter anderem hierzu diesen Faktencheck von klimafakten.de.
Es trifft zu: Nicht nur in Deutschland sinken die Emissionen zu langsam, auch die meisten anderen Staaten tun bisher zu wenig. Doch selbst ein Hauptemittent wie China beginnt zu handeln, dort wurden allein im Jahr 2017 mehr als 120 Milliarden Dollar in Erneuerbare-Energie-Anlagen investiert – fast so viel, wie im ganzen Rest der Welt zusammen. Auch Indien baut die Erneuerbaren Energien inzwischen massiv aus (FS-UNEP/BNEF 2018). Deutschland hat den Reichtum, die wirtschaftliche Innovationskraft und das Potenzial, Motor für die globale Energiewende zu sein und exportfähige Produkte für den Weltmarkt von morgen zu entwickeln und zu produzieren. Immer mehr Akteure aus der Wirtschaft haben verstanden, dass sie sich nicht darauf verlassen können, dass nicht eventuell andere Länder die Rolle des Vorreiters annehmen – und Deutschland möglicherweise Wachstumschancen für die Zukunft verspielt.
Vier Organisationen der Klimaforschung haben diese Faktensammlung gemeinsam erstellt, um wissenschaftlich fundierte und einfach verständliche Informationen zu aktuellen Klimawandel-Debatten zu bieten.