DKK-Klima-Frühstück

14.05.2014

Klima und Meer - Zwischen globalem Wandel und regionalen Hausaufgaben

Die Ozeane spielen im Klimawandel eine wichtige Rolle und sind gleichzeitig dreifach betroffen: Erwärmung, Versauerung und Ausdehnung von Sauerstoffmangel-Zonen sind die Stichworte. Der Meeresspiegelanstieg bedroht langfristig ein Fünftel der Weltbevölkerung und in den Küstenregionen addieren sich die Effekte des Klimawandels und des zunehmenden menschlichen Nutzungsdruckes.

Der European Maritime Day, eine internationale Konferenz der Europäischen Union, die jährlich im Mai in wechselnden Ländern begangen wird, findet in diesem Jahr erstmals in Deutschland statt. Am 19. und 20. Mai wird von der Hansestadt Bremen aus auf die Meere und Ozeane geblickt. Für das Deutsche Klima-Konsortium (DKK) und das Konsortium Deutsche Meeresforschung (KDM) Anlass genug, mit einem gemeinsamen Pressefrühstück zum Thema zu informieren und zu diskutieren. Dazu wurden zwei Experten eingeladen, um den Zusammenhang zwischen dem größten Ökosystem der Erde und dem Klima zu beleuchten.

Professor Hans-Otto Pörtner, Biologe am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung verantwortete als koordinierender Leitautor das Kapitel „Ozeanische Systeme“ im 5. Weltklimabericht des IPCC. Dass diesem Thema erstmals im zweiten Teil des Berichtes ein eigenes umfangreiches Kapitel gewidmet wurde, zeigt, dass Forschung, Erkenntnisse und Bedeutung der Ozeane für das Klima zunehmen. Der Wissenschaftler stellte die Folgen des Klimawandels für die Meere dar und zeigt auf, wo noch Verständnislücken bestehen, um die Klimawirkungen auf Ozean und marine Ökosysteme hinreichend zu verstehen sowie die Auswirkungen auf den Menschen besser abzuschätzen.
Zum Beispiel die Fischbestände: schon heute lässt sich eine Abwanderung des Kabeljau aus der zunehmend wärmeren Nordsee in den Nordatlantik beobachten. Was die Anrainer der nördlichen Breiten freuen mag, könnte die Länder des Südens unter Druck setzen, weil hier mit Erwärmungen gerechnet wird, die die heimischen Fischarten eher reduzieren werden. Aber auch im Norden gibt es Unsicherheiten, die eine eindeutige positive Bilanz nicht erlauben: Versauerung, Veränderungen in den Nahrungsketten und Konkurrenz durch die neue Artenzusammensetzung kann den eingewanderten Fischarten langfristig zusetzen.

Professor Ulrich Bathmann, Biologischer Meereskundler und Direktor des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde, leitete von der globalen auf die regionale Perspektive über. Er ging der Frage nach, wie sich die Folgen des Klimawandels konkret auf die Nord- und Ostsee auswirken. Am Beispiel von Nährstoffeinträgen des Phosphors zeigte er, dass die gemessenen Konzentrationen in den vergangenen beiden Dekaden zwar deutlich abgenommen haben, dass aber HELCOM-Bewertungen den Zustand der Ostsee in weiten Bereichen weiterhin als schlecht einstuften. Von Land eingetragener Phosphor, der z.B. aus der Landwirtschaft stammt, wird in die Ostseebecken transportiert, verbleibt mehrere Dekaden im System und begünstigt sommerliche Blaualgenblüten, die dann ihrerseits Probleme (z.B. im Tourismus) verursachen können. Die komplexen Prozesse und auch Möglichkeiten eines Phosphorrecyclings werden in Rostock durch den Leibniz WissenschaftsCampus Phosphorforschung untersucht.
Gesellschaftlich relevante Leistungen der Küstenökosysteme, z.B. die Klärung eingetragener Nähr- und Schadstoffe erläuterte Professor Bathmann am Beispiel verschiedener Sedimenttypen vor der deutschen Ostseeküste. Die sich addierenden Wirkungen von Klimawandel und anthropogenem Nutzungsdruck können hier schwerwiegende Auswirkungen haben, die sehr viel besser erforscht werden müssen. Dieses Wissen als Basis für die maritime Raumplanung und politische Entscheidungen verfügbar zu machen, ist Aufgabe der Küstenforschung.

Beide Experten sind sich einig:  Durch den Klimawandel werden sich die Risiken für die Ozeane und ihre Ökosystemdienstleistungen erhöhen. Weil die Weltmeere ein träges System sind, das nur mit Jahrzehnten Verzögerung auf die heute schon stark angestiegenen CO2-Konzentration reagiert, profitieren die Gesellschaften derzeit noch von der Puffer-Fähigkeit der Ozeane. Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch auch, dass Klimaschutz-Maßnahmen wiederum Jahrzehnte brauchen, um zu wirken, weil die „Bremsspur“ der ozeanischen Systeme besonders lang ist. Ein Irrtum sei aber, den zukünftigen Risiken allein durch Anpassung begegnen zu können. Der reiche Norden kann zwar im Küstenbereich durch Anpassungsmaßnahmen (Küstenschutz) vieles bewirken, im armen Süden und auf hoher See jedoch gibt es nur eine wirksame Möglichkeit der Risikoreduktion: weniger Treibhausgase in die Atmosphäre zu entlassen.

Vortrag H.-O. Pörtner (PDF)

Hintergrund Klima und Meer (PDF)


Gemeinsames Pressefrühstück des DKK und des Konsortiums Deutsche Meeresforschung (KDM)

 

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